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Pressemitteilung

Nr. 4 vom 05.01.2024

Das Jahr 2023 aus der Sicht der Landwirtschaft - extreme Trockenheit folgte auf ein nasses Frühjahr

Anlässlich des Kalten Marktes in Ellwangen blickt der Leiter des Geschäftsbereichs Landwirtschaft des Landratsamts Ostalbkreis, Tiemo Hofmann, auf das Landwirtschaftsjahr 2023 zurück.

Guter Start für die Winterkulturen
Der Witterungsverlauf im Winter 2022/2023 war in großen Teilen nicht ungewöhnlich und hat den Winterkulturen gute Startbedingungen ermöglicht. Es gab über den Herbst und Winter bis ins Frühjahr ausreichend Niederschläge, die sich relativ gleichmäßig verteilt haben. Der Winter brachte Frost, aber keine Kahlfröste, es gab keine Schäden bei den Winterkulturen. Insbesondere der Raps hat von der Witterung profitiert und ist gut bis sehr gut aus dem Winter gekommen.

Kälte und Nässe machen Frühjahrsaussaat beschwerlich
Im Frühjahr 2023 haben die langanhaltende Kälte sowie die hohen Niederschlagsmengen im März und April die Aussaatbedingungen für die Sommerkulturen deutlich erschwert. Es gab viel Niederschlag, der die Befahrbarkeit der Flächen für die Frühjahrsaussaat, insbesondere beim Silomais, eingeschränkt hat und zu einer verspäteten Aussaat geführt hat.

Beim Wintergetreide hat der viele Niederschlag u.a. dazu geführt, dass für das Wintergetreide keine Notwendigkeit bestand, tief zu wurzeln. Das geringere Wurzelwachstum im Wintergetreide hat dann die Wasserversorgung der Pflanzen in der anschließenden Trockenphase im Juni deutlich erschwert. Durch das flache Wurzelbild waren die Wintergetreidebestände häufig nicht in der Lage, Wasser aus tieferen Bodenschichten zu nutzen. Der Wassermangel hat sich bei vielen Bestände in einer schlechteren Ausbildung der ertragsbildenden Komponenten, also bei Triebzahl, Ähre und Kornausbildung, bemerkbar gemacht. Hier hatte der Winterraps einen klaren Vorteil, da die Pflanzen lange Pfahlwurzeln bilden, die auch aus tieferen Bodenschichten Wasser nutzen konnten.

Düngerpreis stabilisiert sich
Die Versorgung mit Mineraldüngern hat sich 2023 im Vergleich zu 2022 entspannt und Dünger stand wieder ausreichend und zu angemessenen Preisen zur Verfügung. Der Einsatz von Mineral- und Wirtschaftsdüngern war dennoch aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen 2023 erschwert. Zunächst waren Böden schlecht bzw. gar nicht zu befahren und dann fehlte der Niederschlag, damit die Nährstoffe über das Bodenwasser aufgenommen werden konnten. Insgesamt waren die Zeitfenster zur Bestandsführung – Düngung, Pflanzenschutz, Saatbettvorbereitung – sehr knapp und in der Regel nicht ausreichend.

Heterogene Standortbedingungen sorgen für unterschiedliche Ernteergebnisse
Die späte Aussaat aufgrund der nassen und kalten Böden sowie die kalten Temperaturen Ende April und Anfang Mai haben in weiten Teilen des Ostalbkreises zu schlechten Bedingungen für die Aussaat des Silomais geführt. Der Saatzeitpunkt des Silomais hat sich 2023 deutlich verzögert und ist stellenweise erst Mitte Mai erfolgt, statt wie üblich Ende April und Anfang Mai.

Die weiterhin niedrigen Temperaturen haben die Keimung und das Auflaufen des Silomais dann verzögert. Teilweise standen Flächen aufgrund der starken Niederschläge unter Wasser und mussten neu eingesät werden. Aufgrund der großen Standortunterschiede im Ostalbkreis war die Entwicklung sehr unterschiedlich.

Die Trockenheit Ende Mai und im Juni hat regional zu einer schnellen und frühen Abreife der Getreidekulturen geführt. Die Wintergerste, der Winterweizen und der Winterraps wurden in den niedrigeren Lagen des Ostalbkreises Anfang bis Mitte Juli weitestgehend gedroschen. In den höheren Lagen auf dem Härtsfeld und dem Albuch begann der Drusch erst Mitte bzw. Ende Juli.

Aufgrund des langen und nassen Frühjahrs war die Entwicklung des Wintergetreides verzögert und die anschließende Trockenheit hat zu einer verfrühten Abreife der Bestände geführt. Die Kornerträge bei Wintergerste waren dennoch weitgehend durchschnittlich, bei Winterweizen allerdings überwiegend unterdurchschnittlich. Durch die Sommerniederschläge wurde die Ernte erschwert und es kam teilweise auch zu geringeren Backqualitäten beim Brotgetreide.
Die Entwicklung des Silomaises war zunächst schwierig abzuschätzen. Die Bestände waren in Abhängigkeit des Standortes sehr unterschiedlich entwickelt. Grundsätzlich fehlte vielen Beständen aufgrund der späten Aussaat und der damit verbundenen kürzeren Vegetationszeit einfach die Pflanzenmasse. Die Niederschläge Ende Juli, Anfang August haben sich dann aber sehr positiv auf die Kolbenentwicklung ausgewirkt - der Kolben ist maßgeblich für den gesamten Energieertrag - und somit konnte dann doch überwiegend eine durchschnittliche Silomaisernte eingefahren werden. Zu beachten sind natürlich auch die Standorte mit den schlechten Bedingungen. Hier gab es auch mäßige Erträge.

Das Grünland hatte zunächst von den Niederschlägen profitiert und konnte gute bis sehr gute Erträge bilden. Für den ersten Schnitt haben sich dann aber die andauernde Feuchtigkeit bzw. die anhaltenden Niederschläge als schwierig herausgestellt, da viele Wiesen nicht befahrbar waren. Insgesamt war der erste und teilweise auch der zweite Schnitt gut bis sehr gut, quantitativ und qualitativ. Der dritte Schnitt ist aufgrund der Trockenheit dann in weiten Teilen des Landkreises ausgefallen. Der erste Schnitt beim Grünland macht in der Regel 50 Prozent der Gesamternte aus.

Auch beim Grünland zeigt sich einmal mehr, dass der Ostalbkreis sehr heterogen ist und in Abhängigkeit des Standortes – Höhenlage, Boden, Temperatur- und Niederschlagsverteilung – deutliche Unterschiede bezüglich Qualität und Quantität geliefert hat. Für die Grundfutterernte auf Grünland im Spätsommer hatten die Sommerniederschläge einen positiven Effekt. Ein weiterer Schnitt war dann insgesamt relativ gut.

Einige Milchviehbetriebe waren im Frühsommer dazu übergegangen, Getreidebestände zu silieren (GPS = Ganzpflanzensilage), um die Futterversorgung des Jungviehes sicherzustellen. Dadurch sollte der möglicherweise knappe Silomais verstärkt für die Milchviehfütterung verwendet werden können. Diese Flächen sind dann natürlich bei der Körnerernte ausgefallen. Im Nachhinein wurde dann klar, dass diese Vorsichtsmaßnahme nicht nötig war.

"Unsere Landwirtinnen und Landwirte haben uns auch 2023 wieder mit qualitativ hochwertigen und regionalen Lebensmitteln in ausreichender Menge versorgt. Die Landwirtschaft ist es gewohnt, mit den wechselnden Witterungsbedingungen umzugehen. Jedes Jahr ist anders und hat eigene Herausforderungen", so das Fazit von Tiemo Hofmann.

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