Nr. 536 vom 17.12.2025
Perspektiventag für Migrantinnen: Große Resonanz bei vierter Auflage in Aalen
Rund 70 Anmeldungen, tatsächlich aber deutlich mehr Besucherinnen: Der Perspektiventag für Migrantinnen, der von den Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Ostalbkreis, Daniela Masur, und der Agentur für Arbeit, Sylvia Gremerath, sowie dem Regionalbüro für Berufliche Fortbildung organisiert wurde, entwickelte sich am 4. Dezember 2025 in der Agentur für Arbeit Aalen erneut zum Publikumsmagneten. Bereits zum vierten Mal bot die Veranstaltung Frauen mit Migrationsgeschichte umfassende Beratung, Inspiration und konkrete Unterstützung für ihren beruflichen Weg in Deutschland.
Eröffnet wurde der Vormittag von Stefan Schubert, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Aalen. In seiner Begrüßung betonte er die zentrale Bedeutung von Erwerbsarbeit für gesellschaftliche Teilhabe: "Arbeit ist der Schlüssel für Integration, der Grund für Entfaltung und Wohlstand. Der Arbeitsmarkt braucht gut qualifizierte Menschen, die Betriebe in Ostwürttemberg brauchen Fachkräfte."
Auch Albert Köble, Geschäftsführer des Jobcenters Ostwürttemberg, richtete eindringliche Worte an die Besucherinnen. Angesichts der demografischen Entwicklung und rund 30.000 bevorstehenden Renteneintritten allein im Ostalbkreis sei es entscheidend, Arbeitskräftepotenziale stärker zu nutzen. "Insbesondere Frauen müssen Unterstützung finden, um ihren beruflichen Weg zu gehen“, so Köble. Sein Appell: "Lassen Sie sich inspirieren. Ihr Weg ist nicht vorgeschrieben – Sie selbst entscheiden ihn."
Breites Beratungs- und Unterstützungsangebot
Die Teilnehmerinnen erwartete ein vielfältiges Angebot: Bewerbungsmappencheck, Anerkennungsberatung, Stellenbörse mit direkter Bewerbungsmöglichkeit, professionelle Bewerbungsfotos sowie zahlreiche Bildungs- und Beratungsangebote regionaler Bildungsträger, Arbeitgeber und der Kindertagespflege.
Bevor die Besucherinnen die Stände erkundeten, gab ein Podiumsgespräch Einblicke in ganz persönliche Integrations- und Erfolgsgeschichten. Die beiden Moderatorinnen Masur und Gremerath ermutigten mit ihren Fragen die Podiumsteilnehmerinnen dazu, über ihre ganz persönlichen Geschichten zu berichten.
Fünf Frauen erzählen über ihre Wege – und ihren Mut
Fünf Frauen mit Migrationshintergrund schilderten eindrucksvoll ihren Weg in den deutschen Arbeitsmarkt. Darunter Diana Heneralschuck, heute Erzieherin beim DRK Aalen, die nach ihrem Erasmus-Semester in Deutschland blieb und trotz Krieg, Anerkennungsverfahren und Hürden nie aufgab: "Ich habe nie aufgehört zu kämpfen."
Auch Christina Saveski und weitere Beschäftigte des Ostalb-Klinikums berichteten von teils langen Anerkennungsprozessen, Sprachbarrieren und persönlichen Herausforderungen. Andere Frauen, etwa aus Argentinien oder der Ukraine, erzählten von ihren Erfahrungen in der Pflege oder der Ausbildung – oft unterstützt durch das Jobcenter oder Bildungsträger wie die DAA. Mariia Dobak, alleinerziehende Mutter, die derzeit eine Erzieherinnenausbildung in Teilzeit absolviert, betonte: "Ich habe viel Unterstützung erhalten – und gelernt, an mich zu glauben."
Hindernisse: Sprache und Anerkennung bleiben zentrale Themen
Beim Podiumsgespräch wurden zwei Herausforderungen immer wieder genannt: die Anerkennungsverfahren und die Bedeutung der Sprache. Arbeitgeber wie Martin Weweler, Sozialstation St. Martin, oder Sabine Nemesch, DRK Kreisverband Aalen, bestätigten: "Der Anerkennungspro-zess braucht zu viel Zeit." Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Daniela Masur riet daher: "Es ist wichtig, den Anerkennungsprozess frühzeitig zu beginnen." Einigkeit herrschte auch beim Thema Sprache: Sie sei Voraussetzung für berufliche und soziale Integration. "Sprache erzeugt Verbindung – und ich lerne sie nur durchs Sprechen", fasste Sabine Kratochwille vom Ostalb-Klinikum zusammen. Nemesch ermutigte: Trauen Sie sich zu sprechen – auch wenn es nicht perfekt ist. Und nutzen Sie Chancen, auch in Form von Praktika, Eh-renämtern oder einem Bundesfreiwilligendienst."
Vereinbarkeit als Schlüssel: Ohne Kinderbetreuung keine Integration
Große Bedeutung kam dem Thema Familie zu. "Die Kinderbetreuung ist die Voraussetzung", betonten die Podiumsteilnehmerinnen. Ohne ein verlässliches Betreuungsmodell seien Sprachkurse oder berufliche Integration kaum möglich. Mariia Dobak schilderte, dass ihre Ausbildung nur funktionierte, weil ihr Sohn gut betreut war: "Er ist meine Motivation. Ich möchte ihm ein Vorbild sein." Arbeitgeber wie das DRK stellten ihre flexiblen Betreuungsangebote vor, die Arbeitszeiten von 7:00 bis 17:00 Uhr ermöglichen. Auch andere Arbeitgeber bekräftigten ihre Be-reitschaft, Frauen zu unterstützen.
Klarer Appell: Sprache lernen, Chancen nutzen, sich nicht entmutigen lassen
Am Ende des Vormittags formulierten die acht Frauen und die drei Arbeitgeber eindringliche Empfehlungen: Die Sprache in den Mittelpunkt stellen, an sich selbst glauben, offen für die deutsche – und auch schwäbische – Kultur sein, Kontakte knüpfen und praktische Einstiegsmöglichkeiten wie Praktika oder Freiwilligendienste nutzen. "Integration ist ein Prozess, der sich lohnt", fasste Christina Saveski zusammen.
Der Perspektiventag zeigte eindrücklich: Mit Mut, Unterstützung und den richtigen Angeboten können Frauen mit Migrationsgeschichte ihren beruflichen Weg erfolgreich gestalten – und Ostwürttemberg gewinnt engagierte Fachkräfte für die Zukunft.


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