Nr. 419 vom 07.10.2025
Neuer ICE-Sprinter Stuttgart-Nürnberg-Berlin ab Dezember 2025 - Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg positioniert sich
Mit der Einführung des neuen ICE-Sprinters Stuttgart–Nürnberg–Berlin ab Dezember 2025 ergeben sich Chancen für den Fernverkehr. Zugleich besteht die Gefahr, dass Nahverkehr und die bestehende IC-Linie 61 darunter leiden. Der Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer, Sprecher der Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg, und Ostalb-Landrat Dr. Joachim Bläse, stellvertretender Sprecher, fordern in einem Schreiben an politische Entscheidungsträger bei Bund und Land eine faire Bahnstrategie, die schnelle Verbindungen und regionale Erschließung gleichermaßen sichert.
Abwägung zur neuen ICE-Sprinter-Verbindung: Chancen und Risiken
Die Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg begrüßt es grundsätzlich, dass die Deutsche Bahn ab dem 14. Dezember 2025 eine neue, schnelle ICE-Sprinter-Verbindung zwischen den bedeutenden Bahnknoten Stuttgart, Nürnberg und Berlin einführt. Mit einer Rekordfahrzeit von rund vier Stunden und 45 Minuten – eine Stunde schneller als die bisherigen Direktverbindungen via Frankfurt – ist dies ein wichtiger Schritt zur Stärkung des Schienenverkehrs und zur Verbesserung der überregionalen Erreichbarkeit Baden-Württembergs. Schnelle, attraktive Fernverkehrsverbindungen sind zentrale Bausteine für eine erfolgreiche Verkehrswende und die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn gegenüber anderen Verkehrsträgern.
Besorgnisse zur Zukunft des Fernverkehrs im Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg
Allerdings macht die Interessengemeinschaft mit großer Sorge deutlich, dass diese Angebotserweiterung nicht zu Lasten des Nahverkehrs und der bestehenden IC-Linie über Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen, Crailsheim und Ansbach gehen darf. Genau das droht jetzt aber in zweifacher Hinsicht einzutreten.
Erstens: Benachteiligung der Pendler auf der Murrbahn
Da die Murrbahn zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental nur eingleisig ausgebaut ist, muss der Regionalexpress Stuttgart–Nürnberg warten, bis der ICE-Sprinter ihn überholt hat. Diese Wartezeit beträgt etwa zehn Minuten und findet ausgerechnet mitten in der morgendlichen Hauptverkehrszeit statt. Dadurch werden täglich hunderte Pendler, Berufstätige und Studierende in der Region benachteiligt, die auf pünktliche und zuverlässige Nahverkehrsverbindungen angewiesen sind. Gleichzeitig profitiert die Region selbst nicht einmal von der schnellen ICE-Verbindung, da der Sprinter zwischen Stuttgart und Nürnberg keinerlei Zwischenhalte in Backnang, Murrhardt, Schwäbisch Hall oder Crailsheim vorsieht.
Diese Entwicklung ist nicht akzeptabel. Der neue Fernverkehrssprinter darf nicht dazu führen, dass der regionale Schienenverkehr ausgebremst wird und Pendler Tag für Tag Verspätungen und verschlechterte Anschlüsse hinnehmen müssen.
Zweitens: Existenzbedrohung für die parallele IC-Linie über die Remsbahn und Obere Jagstbahn
Zugleich beobachtet die Interessengemeinschaft mit großer Besorgnis, dass auf der parallelen Achse – namentlich der IC-Linie von Stuttgart über Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen, Crailsheim und Ansbach nach Nürnberg – die wirtschaftliche Stabilität und Angebotsattraktivität seit Jahren auf einem kritischen Punkt stehen. Die Erfahrung zeigt: Immer dann, wenn auf Kernstrecken der DB Fernverkehr neue Premiumprodukte geschaffen werden, geraten parallele, ohnehin schwächer ausgelastete IC-Linien verstärkt unter Druck.
Bereits heute wird die IC-Verbindung über die Ostalb nur mit großen Anstrengungen durch Politik und Region erhalten. In den vergangenen Fahrplanperioden gab es mehrfach Bestrebungen zur Reduktion oder Streichung dieses Angebotes – und die Diskussion lebt konkret wieder auf, wenn nun der direkte, schnelle ICE-Sprinter sämtliche großen Knoten rasch miteinander verbindet und der wirtschaftliche Fokus der DB Fernverkehr weiter auf die Sprinterverbindung gelegt wird.
Konsequenzen für die Region: Ostalbkreis, Rems-Murr-Kreis und Landkreis Schwäbisch Hall
Für Städte und Landkreise entlang der Remsbahn und Oberen Jagstbahn – insbesondere Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen und Crailsheim – bedeutet das im Extremfall nicht nur den Verlust schneller umsteigefreier Fernverbindungen, sondern auch eine dramatische Schwächung der Standortattraktivität im Wettbewerb der Regionen. Gerade für Pendler, Studierende und die Wirtschaft im Ostalbkreis, Rems-Murr-Kreis, Landkreis Schwäbisch Hall und entlang der Strecke wären bedrohliche Einschnitte zu befürchten, wenn DB Fernverkehr künftig bevorzugt nur die Murrbahn mit Sprinter-ICEs ohne Zwischenhalte bedient und die parallele IC-Linie weiter ausdünnt oder perspektivisch gar einstellt. Neben den direkten Anrainern der IC-Linie würde sich auch für die Kommunen entlang der Murr- und Hohenlohebahn sowie aus dem Raum Heidenheim die Anbindung in Richtung der Fernverkehrsknoten Stuttgart und Nürnberg deutlich verschlechtern. Für diese Raumschaften bestehen in Crailsheim und Aalen wichtige Umsteigeverbindungen.
Dies wäre ein fatales Signal für die gesamte Bahnregion und steht allen politischen Anstrengungen zu Verkehrswende, regionaler Daseinsvorsorge und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse diametral entgegen. Eine moderne Bahnpolitik kann nicht bedeuten, dass einzelne Metropolen durch Hochgeschwindigkeitsverbindungen noch besser angebunden werden, während mittelgroße Städte und ländlichere Regionen systematisch abgehängt werden.
Forderungen der IG Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg
Die Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg fordert deshalb nachdrücklich:
- Kein Ausbremsen des Nahverkehrs auf der Murrbahn: Der ICE-Sprinter darf nicht dazu führen, dass Regionalexpresse und S-Bahnen täglich ausgebremst werden und Pendler systematisch Verspätungen erleiden. Solange die Murrbahn nicht zweigleisig ausgebaut ist, muss eine Lösung gefunden werden, die den Nahverkehr nicht benachteiligt.
- Langfristige Sicherung und Stärkung der IC-Linie über Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen und Crailsheim: Für die Region erfüllt die IC-Linie über Aalen und Crailsheim eine zentrale Erschließungsfunktion. DB Fernverkehr muss diese Linie weiterhin verlässlich mit attraktiven Reisezeiten und eng getaktet betreiben. Der Sprinter darf nicht zu Lasten der ohnehin fragilen IC-Verbindung gehen.
- Infrastrukturausbau statt Kannibalisierung: Beide Achsen – über die Remsbahn/Obere Jagstbahn und die Murrbahn – müssen langfristig weiterentwickelt und infrastrukturell gestärkt werden. Nur so lassen sich auch in Zukunft umsteigefreie Verbindungen, faire Angebotsbedingungen und ein Verkehrssystem für die gesamte Raumschaft zwischen Stuttgart und Nürnberg sicherstellen. Der jahrzehntelang geforderte zweigleisige Ausbau der Murrbahn muss endlich realisiert werden. Auch auf der Rems- und Oberen Jagstbahn müssen zügig die infrastrukturellen Engpässe beseitigt werden. Die Leit- und Sicherungstechnik muss digitalisiert werden, um die Verkehre zuverlässiger abwickeln zu können.
Appell der IG Schienenkorridor: Konstruktive Gespräche für eine faire Eisenbahnzukunft
Die Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg ruft DB Fernverkehr, DB Netz und die verantwortlichen Entscheidungsträger im Bund und Land Baden-Württemberg dazu auf, gemeinsam konstruktive Gespräche aufzunehmen und ein nachhaltiges, zukunfts-fähiges Konzept für beide Schienenachsen zu entwickeln.
Dazu müssen regionale Halte, regelmäßige Takte und eine langfristige Betriebssicherheit der bestehenden IC-Linie über die Remsbahn und Obere Jagstbahn verbindlich zugesichert wer-den. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass der neue ICE-Sprinter auf der Murrbahn nicht zu systematischen Nachteilen für den regionalen Schienenverkehr führt.
Nur wenn die Perspektive der Regionen gleichwertig gewichtet wird und infrastrukturelle Engpässe konsequent beseitigt werden, können attraktive Fernverkehrsangebote auch jenseits der Hochleistungsachsen langfristig Bestand haben. Die IG Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg steht für einen offenen und lösungsorientierten Dialog bereit, um gemeinsam eine faire Eisenbahnzukunft für die gesamte Region zu gestalten – eine Zukunft, in der schnelle Metropolenverbindungen und regionale Erschließung keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen.
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