Nr. 154 vom 16.04.2025
Wie sicher ist Europa? Hochkarätige Einblicke in Aalen zur Zukunft der europäischen Verteidigungspolitik
Vor dem Hintergrund globaler Krisen und wachsender geopolitischer Spannungen stand die sicherheitspolitische Lage Europas im Zentrum einer prominent besetzten Veranstaltung im großen Sitzungssaal des Landratsamts in Aalen. Unter dem Titel "Wie sicher ist Europa?" folgten zahlreiche Gäste der Einladung von EUROPoint Ostalb, der Gesellschaft für Sicherheitspolitik Ostwürttemberg sowie dem Staatsministerium Baden-Württemberg, um General Andreas Hoppe, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, zu hören.
Bereits zum Auftakt wurde deutlich: Europa befindet sich sicherheitspolitisch an einem Wendepunkt. Die russische Aggression gegen die Ukraine, das Machtstreben Chinas und der Fokus auf den Indopazifik verdeutlichen die Dringlichkeit einer strategischen Neuausrichtung. General Hoppe zeichnete in seiner Rede ein klares Bild der Lage und betonte: "Die sicherheitspolitischen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind die größten seit dem Ende des Kalten Krieges."
Europas Verteidigung: fähig, aber ausbaufähig
Ein zentrales Thema war die Leistungsfähigkeit der europäischen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Zwar sei die industrielle Basis vorhanden, doch müssten die Produktionskapazitäten dringend ausgeweitet und eine Standardisierung innerhalb Europas vorangetrieben werden. Hoppe machte zudem deutlich, dass auf die NATO-Partner Verlass sei – doch auch innerhalb der EU sei man nicht schutzlos: Auch die Beistandsklausel des EU-Vertrags biete rechtliche Grundlagen für gegenseitige Unterstützung.
Besonderes Augenmerk legte der Stellvertreter des Generalinspekteurs auf die sogenannte "Group of Five" – bestehend aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und Italien – die sich zunehmend als treibende Kraft europäischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik etabliere.
Die Bundeswehr – Herausforderungen und Verantwortung
Mit Blick auf die deutsche Verteidigungsfähigkeit nannte Hoppe die Schließung der Personallücke als die größte strategische Herausforderung. Diese könne jedoch nicht allein durch Rekrutierung bewältigt werden, sondern erfordere auch eine technologische Weiterentwicklung interner Prozesse. In einem eindringlichen Appell betonte er: "Im Krisenfall muss sich jede und jeder fragen: Wo ist mein Platz? Sicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – auch Feuerwehr, THW und andere Organisationen sind gefragt."
EU-Kommission: "Europa muss Verteidigungsunion werden"
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte General Hoppe mit Wolfgang Bücherl vom Büro der EU-Kommission in München. Bücherl betonte, dass Europa trotz Fortschritten noch keine Verteidigungsunion sei. Das Ziel müsse sein, bestehende Kapazitätslücken zu schließen – insbesondere vor dem Hintergrund eines möglichen politischen Kurswechsels in den USA. "Trump war ein Weckruf – für die NATO, aber vor allem auch für Europa selbst", so Bücherl.
Mit neuen Initiativen wie dem "SAFE"-Instrument in Höhe von 150 Milliarden Euro, das auch Nicht-EU-Ländern mit Sicherheitspartnerschaften zugänglich gemacht werden soll, sowie der erstmaligen Ernennung eines EU-Verteidigungskommissars, sende Brüssel klare Signale. Auch die Idee eines europäischen Binnenmarkts für Verteidigung sei ein entscheidender Baustein für die Zukunft.
Fragen aus dem Publikum – und der Blick in die Zukunft
Die rege Beteiligung aus dem Publikum zeigte das breite Interesse an sicherheitspolitischen Themen. Diskutiert wurde unter anderem die Rolle von Jugendoffizieren an Schulen, die Ausrüstungsbeschaffung der Bundeswehr sowie die Gefahr einer sicherheitspolitischen Abkopplung von den USA. Auch die Zuverlässigkeit kritischer Infrastruktur wurde hinterfragt.
Den feierlichen Rahmen der Veranstaltung gestaltete ein Bläserquintett des Kammerensembles des Heeresmusikkorps Ulm, das den Abend musikalisch begleitete. Mit der Europahymne und der deutschen Nationalhymne fand der Abend einen würdigen Abschluss – ein symbolisches Zeichen für Zusammenhalt und Verantwortung in Zeiten wachsender Unsicherheit.
Der Abend in Aalen zeigte eindrucksvoll: Die Herausforderungen sind groß, aber ebenso groß ist der Wille zur Zusammenarbeit und zur Stärkung der europäischen Verteidigung. General Hoppe und die Diskussionsteilnehmer machten Mut – und mahnten zugleich zu schnellem, entschlossenem Handeln. Denn wie sicher Europa morgen ist, entscheidet sich bereits heute.
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