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Pressemitteilung

Nr. 624 vom 23.12.2024

Ertrag langjähriger Hobby-Forscher-Tätigkeit – Neue Onlinepublikation zur Heuchlinger Geschichte

Die Erforschung der vergangenen Zeiten kann interessant, ja sogar spannend sein besonders, wenn man die Geschichte des eigenen Wohnorts im Blick hat. Kaum jemand weiß heute noch, dass Heuchlingen über mehrere Jahrhunderte (bis etwa 1600) im Besitz der Adelsfamilie der Rechberger war.
Auch damals schon führte man genau Buch über die örtlichen Besitzverhältnisse und die Abgaben, die an die Herrschaft zu leisten waren, beispielsweise die Gült, eine Abgabe, die aus den Erträgen aus einem Grundstück abzuführen waren, oder auch der Zehnte, der in unterschiedlicher Form verlangt wurde (Heuzehnt, Weinzehnt und andere).
Auf Veranlassung Hans Wolfs von Rechberg wurde daher im Jahr 1542 vom Crailsheimer Stadtschreiber Panthaleon Ziegler ein "Sal- und Gültbuch" über Heuchlingen und Eschach gefertigt – wenige Jahre, nachdem Hans Wolf durch Erbteilung diese Güter zufielen.
Der Heuchlinger Heimatforscher Alois Waidmann legt erstmals eine kommentierte Transkription (Abschrift) dieses ältesten bekannten Sal- und Gültbuchs zu Heuchlingen und Eschach vor.

Ertrag langer Recherchen
Waidmann erläutert: "Mein Hobby-Geschichtsforscher-Kollege aus Heuchlingen gab mir den Hinweis auf ein Sal- und Gültbuch aus dem Jahre 1545 mit der Bemerkung 'da kannsch nichts lesa'. Ich schaute mir dieses Buch an – und musste ihm zustimmen. Ich suchte weiter und entdeckte in den Beständen des Staatsarchivs Ludwigsburg das ältere Sal- und Gültbuch aus dem Jahre 1542. Dieses befand sich in einem besseren Zustand mit einer deutlich besser lesbaren Schrift, aber ich konnte sie nicht lesen – noch nicht!" Zum Interesse am Inhalt kam nun noch der Ansporn, die Schrift aus dem 16. Jahrhundert lesen zu lernen.
Und es gibt durchaus interessantes zu entdecken: Das Sal- und Gültbuch des Herrn Hans Wolf von Rechberg enthält, gegliedert nach den Ämtern Heuchlingen und Eschach, detaillierte Angaben zu den Besitzern einzelner Güter und Lehen, mit genauen Listen, wann welche Abgaben von den Lehensempfängern an den Lehensherrn zu zahlen oder zu leisten waren.
Der einleitende Kommentar von Alois Waidmann umfasst, neben einem knappen genealogischen Abriss der "Heuchlinger Linie" der Rechberger, auch eine zusammenfassende Beschreibung des Inhalts, Bemerkungen zu den Schreibern und der Schrift sowie zur Entstehung und Überlieferung des Sal- und Gültbuchs.
Kreisarchivar Uwe Grupp (Kreisarchiv Ostalbkreis) dazu: "Diese Texte liefern tiefe Einblicke in die damaligen Besitz- und Herrschaftsverhältnisse und erlauben Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation in den Dörfern. Die vielen namentlich genannten Bewohner machen eine längst vergangene Zeit nahbar und können auch für genealogische Forschungen interessant sein."

Mosaiksteinchen der Heuchlinger Geschichte
Aus dem Archiv der 1802 säkularisierten Fürstpropstei Ellwangen gelangte der Band 1827 in das Staatsarchiv Stuttgart und wird heute im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt. Unter der Signatur B 423 U 435 ist ein Digitalisat online abrufbar: www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2076278
Waidmann ergänzt: "Dieses Buch ist ein wichtiges Mosaiksteinchen der Heuchlinger Geschichte. Es lag mehrere hundert Jahre lang in den Archiven und niemand hat sich dafür interessiert. Erstens war es nicht so einfach zugänglich, zweitens wussten nur wenige Fachleute von seiner Existenz. Seit einigen Jahren ist es durch die Digitalisierung der Archivbestände möglich, Geschichtsforschung von zuhause aus zu betreiben."

Gute Zusammenarbeit
Dass die Veröffentlichung in dieser Form zustande kam, ist der guten Zusammenarbeit zwischen Heimatforscher und Kreisarchiv zu verdanken.
Kreisarchivar Grupp: "Auf der Suche nach einem passenden Format für die Veröffentlichung seiner Ergebnisse hat sich Herr Waidmann an uns gewendet. Wir waren uns dann schnell einig, dass eine Onlinepublikation das Mittel der Wahl ist. Wir freuen uns sehr, dass die Bibliothek der PH Schwäbisch Gmünd bereit war, die Arbeit auf ihrem Publikationsserver zu veröffentlichen."
Bis zum fertigen Werk waren noch einige organisatorische Hürden zu nehmen und inhaltliche Feinabstimmungen vorzunehmen. Die Mühe hat sich gelohnt, wie sich an der nun vorliegenden Endfassung sehen lässt.
Grupp weiter: "Der ortsgeschichtlichen Forschung steht nun eine moderne, im Volltext durchsuchbare Ausgabe dieses Manuskripts zur Verfügung. Wir hoffen, dass dies auch für andere Interessierte eine Anregung ist, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, gerade auch, weil die frühe Heuchlinger Geschichte im Vergleich zu manch umliegender Gemeinde eher wenig erforscht ist."
Die Veröffentlichung erfolgt unter der Open Access-Lizenz CC-BY-NC-SA 4.0. Das Dokument steht daher bei der Bibliothek der PH Schwäbisch Gmünd als PDF zum kostenlosen Download bereit: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:752-opus4-5570

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