Nr. 610 vom 13.12.2024
Kliniken Ostalb setzen Zukunftskonzept entschlossen um
Erste Projekte zur Umsetzung des Zukunftskonzepts der Kliniken Ostalb aufgesetzt.
Krankenhausreform tritt 2025 in Kraft, Druck auf die Kliniken erhöht sich.
Planung des Klinik-Neubaus in Essingen schreitet voran.
Nach einem intensiven politischen und öffentlichen Diskussionsprozess hat der Kreistag im September das Zukunftskonzept der Kliniken Ostalb mit großer Mehrheit in öffentlicher Abstimmung beschlossen. Das Zukunftskonzept ist darauf ausgelegt, die Kliniken Ostalb vor dem Hintergrund der existenziellen Herausforderungen in der deutschen Krankenhauslandschaft zukunftsfähig und gleichzeitig wirtschaftlich tragbar aufzustellen. Im Zentrum des Zukunftskonzepts steht neben der langfristigen Sicherung einer wohnortnahen medizinischen Grundversorgung für den gesamten Ostalbkreis insbesondere die Konzentration von Leistungen in spezialisierten Abteilungen. Durch die medizinische Spezialisierung wird angesichts des zunehmenden Personalmangels, zurückgehender stationärer Patientenzahlen und steigender gesetzlicher Vorgaben auch in Zukunft eine hohe Behandlungsqualität sichergestellt. Die jüngst verabschiedete Krankenhausreform der Bundesregierung bestätigt und bekräftigt den von den Kliniken Ostalb eingeschlagenen Weg.
"Das Zukunftskonzept wird es ermöglichen, die Krankenhausversorgung für die Menschen in unserer Region in hoher Qualität zu sichern und weiterzuentwickeln. Mit der entschlossenen Umsetzung des Konzepts können wir die Kliniken auch in Zukunft in öffentlicher Trägerschaft des Landkreises halten und auch die dringend benötigten Entlastungen des Kreishaushalts und damit unserer Gemeinden herbeiführen", sagt Landrat Dr. Joachim Bläse und betont: "Ich bin dem Kreistag und dem Vorstand für die harte Arbeit und den Mut im Rahmen der Entscheidungsfindung sehr denkbar. Wir haben das Heft des Handelns in die Hand genommen und uns auf den Weg gemacht, bevor uns die Realität komplett überholt hat. Jetzt gilt es, das verabschiedete Konzept mit Leben zu füllen und nach vorne zu blicken ohne die sorgfältig getroffenen Entscheidungen immer wieder in Frage zu stellen. Dies kostet Zeit und verunsichert die Mitarbeitenden und Patienten. Nur wenn wir die erforderlichen Veränderungen nun auch konsequent vornehmen, werden wir die gewünschten Verbesserungen realisieren."
In den zurückliegenden knapp drei Monaten seit dem Kreistagsbeschluss haben die Kliniken Ostalb mit Hochdruck an den Detailplanungen zur Umsetzung des Zukunftskonzepts gearbeitet und zeigen erste konkrete Umsetzungsschritte. Neben der Neuorganisation der derzeitigen Klinikstandorte in Aalen, Ellwangen und Mutlangen haben auch die Planungen für den Klinikneubau des Regionalversorgers in Essingen Fahrt aufgenommen.
Detailplanungen laufen, erste Projekte sind auf gutem Weg
Parallel zur weiteren Detaillierung des Medizinkonzepts 2035 laufen an den Kliniken Ostalb bereits erste Umsetzungsmaßnahmen. Die Schwerpunkte liegen auf den Bereichen Einkauf, Digitalisierung und Strukturanpassungen. Projekte zur Verbesserung der Abläufe in der zentralen Notaufnahme und im OP-Bereich am Ostalb-Klinikum sind bereits angelaufen. Im Hinblick auf die Integration der Ellwanger OP- und Notfallkapazitäten werden diese priorisiert vorangetrieben. Zusätzlich soll das Belegungsmanagement an den Kliniken optimiert und die Effizienz in der Arztbriefschreibung verbessert werden. Im Rahmen des Transformationsprozesses wird ab 2025 der Vorstand der Kliniken Ostalb von drei auf zwei Personen verschlankt.
Während der Umsetzungsprozess bereits auf Hochtouren läuft, werden die daraus resultierenden finanziellen Verbesserungen erst zeitversetzt eintreten. In den kommenden zwei Jahren sind daher noch keine unmittelbaren Verbesserungen zu erwarten, im Haushaltsplan sind jeweils erneut rund 60 Millionen Defizit eingeplant. Mit signifikanten Ergebnisverbesserungen im zweistelligen Millionenbereich rechnen die Kliniken dann ab dem Jahr 2027, wenn die jetzt eingeleiteten Maßnahmen greifen, erste Leistungen erfolgreich an einzelnen Standorten konzentriert und die Abteilungen zusammengeführt wurden.
"Es ist klar, dass die Erfolge nicht von heute auf morgen sichtbar werden. Wir müssen jetzt hart und konsequent arbeiten, um die Beschlüsse und Zielbilder in die Tat umzusetzen. Dann werden wir ab 2027 maßgebliche Verbesserungen sehen – sowohl finanziell als auch in den Arbeitsabläufen und in der Arbeitsbelastung. Für den Vorstand hat es derzeit oberste Priorität, schnellstmöglich Klarheit für die betroffenen Mitarbeitenden und Teams zu schaffen. Ich bin allen Führungskräften und Mitarbeitenden sehr dankbar, die die Neuausrichtung aktiv mit vorantreiben und gleichzeitig mit großem Engagement dafür sorgen, dass die Patientinnen und Patienten in unseren Kliniken gut versorgt werden. Die Konzentration von Leistungen, die ein ganz wesentlicher Baustein unseres Zukunftskonzepts ist und an der wir bereits intensiv arbeiten, wird sowohl den Patienten als auch den Mitarbeitenden zugute kommen", sagt Christoph Rieß, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb.
Kliniken treiben Leistungskonzentration voran
Bis zur Inbetriebnahme des geplanten Regionalversorgers in Essingen erhalten die drei bestehenden Klinikstandorte klare Versorgungsschwerpunkte. Dementsprechend werden die Leistungen an den Standorten konzentriert:
- Das Ostalb-Klinikum Aalen wird der zentrale Notfallversorger mit dem Herz- und Kopf-Zentrum. Die Aalener Klinik bietet dafür spezialisierte Expertise in den Bereichen Kardiologie, Neurologie und Neurochirurgie. Um die Notfallversorgung sicherzustellen und dem steigenden Patientenaufkommen gerecht zu werden, wird die Notaufnahme erweitert und strukturell neu organisiert. Weiterhin bleiben mit der Psychosomatik und der stationären Geriatrie die Schwerpunkte Seelische Gesundheit und Altersmedizin am Ostalb-Klinikum. Auch die Kinderklinik wird zentral für den Ostalbkreis in Aalen angesiedelt.
- Am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd wird das Onkologische Zentrum ausgebaut. Hier kommt die Abteilung Urologie hinzu und sämtliche onkologischen Eingriffe werden zentralisiert. Onkologische Ambulanzen gibt es weiterhin an allen drei Standorten, sodass regelmäßige Chemotherapien wohnortnah erfolgen können. Ein weiterer Schwerpunkt in Mutlangen wird die Endoprothetik sein. Wie auch am Standort Aalen, werden in Mutlangen bis zum Einzug in den Regionalversorger die Bereiche Frauengesundheit, Intensivmedizin sowie ein breites internistisches und chirurgisches Spektrum mit umfangreicher Diagnostik angeboten.
- An der St. Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen entsteht ein moderner sektorenübergreifender Gesundheitsversorger mit sowohl stationären als auch ambulanten Leistungen. Dort sind die Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Schmerztherapie etabliert. Mit der internistischen Versorgung rund um die Uhr, inklusive geriatrischer Kompetenz, 24/7 CT und Endoskopie, Überwachungsbetten mit Beatmungsmöglichkeit sowie der unfallchirurgischen Ambulanz mit D-Arzt im Tagbetrieb wird die Notfallversorgung auch in Zukunft wohnortnah sichergestellt. Bis zum anstehenden Umzug läuft der operative Betrieb mit Urologie, Viszeralchirurgie und Unfallchirurgie in Ellwangen vollständig weiter.
Durch die Zusammenlegung von Leistungen an einzelnen Standorten kümmern sich zukünftig größere, auf die jeweilige Behandlung spezialisierte Teams um die Patienten. Dies sichert hohe medizinische Qualität, ermöglicht gleichzeitig effizientere Abläufe und verbesserte Arbeitsbedingungen.
Mit Blick auf die Beschäftigten betont Christoph Rieß: "Mir ist es im Prozess sehr wichtig, dass es bei allen Konzentrationsmaßnahmen keine aufnehmenden und keine abgebenden Abteilungen gibt. Vielmehr werden wir die Umsetzung gemeinsam mit den jeweils betroffenen Teams und Mitarbeitenden gestalten und unsere Prozesse an der bestmöglichen Patientenversorgung ausrichten. Notwendige organisatorische und personelle Veränderungen werden wir so fair und sozialverträglich wie möglich vornehmen."
Gesetzliche Rahmenbedingungen weiter verschärft
Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG), das am 22. November den Bundesrat passiert hat und zum 1. Januar 2025 in Kraft tritt, erhöhen sich die gesetzlichen Anforderungen für die Krankenhäuser weiter. Während eine Gesundheitsreform auch von Klinik-verbänden als grundsätzlich notwendig erachtet wird, bedeutet die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiierte Reform in der jetzigen Fassung für die Kliniken Ostalb zusätzliche Vorgaben, die den strukturellen Veränderungsdruck weiter erhöhen. So sieht die Krankenhausreform unter anderem die Einführung von 65 Leistungsgruppen vor, an die jeweils personelle und technische Voraussetzungen geknüpft sind. Diese müssen die Kliniken vorhalten, um Leistungen erbringen und abrechnen zu können. Wirksam wird dies bereits zum 01.01.2027. Mit der Reform soll die die Qualität der Patientenversorgung verbessert werden.
Jedoch trägt die Reform nicht zu einer Verbesserung der angespannten finanziellen Situation bei. Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetz nicht die systematische Unterfinanzierung aufgehoben. Die sogenannte Inflationslücke der letzten Jahre bleibt bestehen. Strukturelle Verbesserungen der Betriebskostenfinanzierung können die Kliniken in Deutschland frühestens ab 2028 erwarten.
Die Reform beinhaltet auch einen Transformationsfonds im Umfang von 50 Milliarden Euro. In den Jahren 2026 bis 2035 können davon für die Kliniken in Baden-Württemberg jährlich 600 Millionen für förderfähige Projekte abgerufen werden. Förderfähig sind dabei nur ganz bestimmte Vorhaben. Dazu gehören insbesondere Projekte zur standortübergreifenden Konzentration von Leistungen, um die neuen Qualitätskriterien und Mindestvorhaltezahlen erfüllen zu können. Auch die Umstrukturierung von Krankenhausstandorten in sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen wird gefördert. Beides sind Vorhaben, die im Zukunftskonzept der Kliniken Ostalb enthalten sind und nun umgesetzt werden.
Klinikvorstand Christoph Rieß hebt hervor, wie entscheidend die Umsetzung des Zukunftskonzepts für die Kliniken Ostalb ist. "Wir haben in unserem Zukunftskonzept bereits wesentliche Punkte der Reform berücksichtigt. Durch die Konzentration unserer Leistungen können wir die vorgegebenen Leistungsgruppen besser oder überhaupt erst erfüllen. Vor dem Hintergrund der Krankenhausreform wird die konsequente Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen nochmals wichtiger. Zudem machen es die weitreichenden gesetzlichen Veränderungen und das sich weiterhin dynamisch entwickelnde Umfeld erforderlich, die geplanten Maßnahmen laufend zu überprüfen und weiterzuentwickeln."
Auch Landrat Dr. Joachim Bläse unterstreicht die Bedeutung des eingeschlagenen Weges: "Die Krankenhausreform zeigt deutlich, wie wichtig der Kreistagsbeschluss war. Wir sind auf dem richtigen Weg. Dabei macht die Krankenhausreform nochmals klar, dass dieser Weg lang und steinig wird. Umso wichtiger ist es, dass Träger, Klinikvorstand, Belegschaft sowie alle weiteren Interessengruppen konstruktiv zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Wir werden auch weiterhin den Dialog suchen mit den niedergelassenen Ärzten, den Rettungsdiensten und allen weiteren Beteiligten, um gemeinsam die bestmögliche Gesundheitsversorgung für die Menschen im Ostalbkreis zu gestalten."
Neubau des Regionalversorgers Essingen
Parallel zu den Restrukturierungsmaßnahmen schreiten die Planungen für den Neubau des Regionalversorgers in Essingen voran. Der Landkreis hat inzwischen notwendigen Ausgleichsflächen für die Bebauung, sogenannte Ökopunkte, erworben. Im Oktober wurde die Planung des Raum- und Funktionsprogramms vergeben und befindet sich bereits in Arbeit. Zum Jahresbeginn 2025 nehmen die Projektleitung und die Betriebsorganisation ihre Arbeit auf, um den Bau zielstrebig und effizient voranzutreiben.
Der Neubau des Regionalversorgers soll Strahlkraft für die Kliniken Ostalb auch über die Land-kreisgrenze hinaus entfalten und modernste Standards erfüllen. Was Klinikvorstand Christoph Rieß besonders wichtig ist: "Wir planen die Klinik von innen heraus. Das heißt, wir erstellen nicht ein schönes Gebäude, in das wir dann einziehen, sondern wir planen das Gebäude so, dass es uns optimale Abläufe garantiert. Deshalb beginnen wir gerade mit dem wichtigen Schritt, unsere Strukturen und Abläufe systematisch zu definieren, damit unsere Mitarbeitenden in der neuen Klinik optimale Bedingungen vorfinden," so Rieß.
Weitere Informationen:
Kliniken Ostalb | Klinikverbund des Ostalbkreises | gemeinnützige kommunale Anstalt des öffentlichen Rechts
Zielbild der Krankenhausversorgung im Ostalbkreis bis 2035
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