Nr. 606 vom 09.12.2024
Ostalbkreis will Einsamkeit aktiv begegnen
Einsamkeitskonferenz im Rahmen des Netzwerkes "Ostalb Gemeinsam". Sozialdezernentin Julia Urtel begrüßte die Teilnehmenden im Großen Sitzungssaal des Landratsamts.
Jana Eckert vom Institut für Soziale Infrastruktur gGmbH (ISIS) in Frankfurt am Main berichtete über die aktuellen Entwicklungen der Einsamkeitsbelastungen, deren Auswirkungen im Bundesgebiet und über die Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit. Projektleiter Manuel Gillner vom Landratsamts stellte anschließend die Inhalte und Ziele des Netzwerks "Ostalb Gemeinsam" mit den drei Säulen Öffentlichkeitsarbeit, Maßnahmenkonzept für Kommunen und Angebote für betroffene Personen vor. Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit wolle der Ostalbkreis das Thema Einsamkeit aus der Tabuzone holen. Hierbei sollen auch betroffene Personen in Form von Interviews zu Wort kommen. Außerdem soll eine Landkarte mit Angeboten entstehen. Als zweite Säule bietet das Netzwerk Beratung für interessierte Kommunen an, die Konzepte für ein begegnungsförderndes Umfeld entwickeln und umsetzen möchten. Die dritte Säule beschäftigt sich mit der Schaffung und Weiterentwicklung von Angeboten für betroffene Personen im Ostalbkreis.
Elke Schilling, 1. Vorsitzende von Silbernetz e.V., berichtete über die Arbeit der Telefonhotline für Menschen über 60 Jahre. Viele Anruferinnen und Anrufer kommen mittlerweile aus Baden-Württemberg. Anschließend stellte die Telefonseelsorge Ulm/Neu-Ulm ihr Angebot vor.
Als Kooperationspartner innerhalb des Netzwerkes möchte der Ostalbkreis das Angebot von Silbernetz und der Telefonseelsorge künftig mehr bewerben, da es niedrigschwellig ist und oft der erste Kontakt für einsame Menschen sein kann. Mit einem Online--Vortrag über "Healing Culture - wie Kultur und Kunst Einsamkeit entgegenwirken kann" referierte Insa Schrader vom Healing Culture Network e.V. Berlin.
Wie die Umsetzung eines Projektes vor Ort aussehen kann, berichtete Thomas Häfele, Bürgermeister der Stadt Neresheim. "Neresheim - Eine Stadt gemeinsam gegen Einsamkeit" lautet der Titel des Projektes, welches eine Landesförderung im Rahmen der "Quartiersimpulse" mit zwei Jahren Laufzeit erhalten hat. Durch das Projekt sollen Begegnungsorte geschaffen und der soziale Zusammenhalt gestärkt werden. "Das Projekt in Neresheim zielt darauf ab die Lebensqualität für Menschen zu steigern und Vereinsamung präventiv zu begegnen", erklärte Häfele. Dorothee Raspel, externe Beraterin, ergänzte und führte die Projektmeilensteine aus. Jasmin Albert, Sachgebietsleiterin der Stadt Neresheim, erklärte den Teilnehmenden die Umsetzung des Projektbausteines "Sozialrezept". "Sozialrezept" bedeutet, dass eine Fachkraft des Gesundheitswesens einsame und isolierte Menschen an lokal verfügbare Kunst- und Kulturangebote überweist. Dabei werden den Teilnehmenden soziale Aktivitäten im Kunst- und Kulturbereich "verschrieben". In Großbritannien und Irland wird das Konzept bereits mit großem Erfolg umgesetzt. "Unsere Hausärztinnen und Hausärzte kennen die Personen und können gut abschätzen, für wen dieses Programm geeignet ist", sagt Jasmin Albert. Mit dem "Rezept" und dem Flyer können die betroffenen Personen sich an Jasmin Albert wenden. Das Programm nennt sich "Aktiv Plus" und soll in Kürze in Neresheim starten.
Innerhalb des Einsamkeitsnetzwerkes "Ostalb Gemeinsam" wird nun in Kleingruppen zu den Schwerpunktthemen gearbeitet. Die nächste Einsamkeitskonferenz soll im Mai 2025 stattfinden.
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