Nr. 552 vom 23.10.2024
Vielfalt und Integration bei Seydelmann: Ein Erfolgsrezept
Das Traditionsunternehmen Seydelmann, ansässig in Aalen, setzt seit über 175 Jahren Maßstäbe in der Entwicklung, Produktion und dem Vertrieb von Maschinen zur Lebensmittelverarbeitung. Das international agierende Unternehmen, bekannt für seine Qualität und Innovationskraft, beschäftigt hochqualifizierte Mitarbeitende, die sich durch ihre langjährige Erfahrung auszeichnen. Doch auch Seydelmann bleibt vom Fachkräftemangel im produzierenden Sektor nicht verschont. Im Gespräch mit dem Firmenkundeservice des Jobcenters Ostalbkreis erklärt Geschäftsführer Matthias Seydelmann, wie das Unternehmen dieser Herausforderung begegnet.
Aktuell beschäftigt Seydelmann rund 400 Mitarbeitende aus 22 verschiedenen Nationen im Stammwerk in Aalen. Der Großteil dieser Belegschaft arbeitet in der Fertigung, während nur ein kleiner Anteil im kaufmännischen Bereich tätig ist. „Gerade im kaufmännischen Bereich ist es anfangs oft schwieriger wegen der Sprachbarriere", erläutert der Geschäftsführer. Doch die beruflichen Chancen steigen mit den Sprachkenntnissen, was sich positiv auf die Karriereentwicklung auswirkt.
Entwicklungsmöglichkeiten und berufliche Förderung
Seydelmann betont die zahlreichen Chancen zur Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens. „Motivation ist entscheidend. Selbst wenn die Sprachkenntnisse anfangs gering sind, verbessern sie sich schnell im Arbeitsalltag und im beruflichen Kontext“, berichtet er. Digitale Tools und Messenger-Dienste spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie die Kommunikation erleichtern und die Integration fördern. Vor einigen Monaten stellte der Firmenkundenservice des Jobcenters Ostalbkreis Seydelmann mehrere neue Mitarbeiter vor, die bei dem Unternehmen eine neue berufliche Heimat fanden. Darunter Mykhailo Davydov und Volodymyr Novizinskyy, beide Geflüchtete aus der Ukraine, die zunächst vielseitig eingesetzt wurden, um ihre Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern. Davydov zeigte handwerkliches Geschick in Haus- und Sanierungsarbeiten sowie in der Grünpflege, während Novizinskyy sich auf den Erwerb seines Staplerscheins vorbereitet und kontinuierlich seine Sprachkenntnisse verbessert.
Herausforderungen und Lösungen
Natürlich ist die Zusammenarbeit mit neuen Mitarbeitern nicht immer frei von Herausforderungen. Seydelmann betont, dass die Erwartungen der Jobanwärter manchmal die Möglichkeiten des Unternehmens übersteigen. „Es ist wichtig, dass jeder, der bei uns eine Heimat findet, auch ein eigenständiges Leben anstrebt. Andernfalls wäre es für die vielen motivierten Mitarbeitenden, die sich hochgearbeitet haben, enttäuschend. Jedem Arbeitgeber sollte inzwischen aber auch bewusst sein, dass die erforderlichen Fähigkeiten nicht immer von Anfang an vorhanden sind", erklärt Seydelmann im Kontext des regionalen Fachkräftemangels. Die Zusammenarbeit müsse sich entwickeln, und genau diese Chance möchte Seydelmann motivierten Bewerbern bieten. Häufig beginnen neue Beschäftigte in einfacheren Positionen und wechseln später, wenn ihre Sprachkenntnisse ausreichend sind, zu anspruchsvolleren Aufgaben. „Viele fangen als Schleifer an und arbeiten sich bis zur Montage hoch“, berichtet der Geschäftsführer. „Es bereitet uns Freude zu sehen, wie sich unsere Mitarbeiter weiterentwickeln.“
Teamarbeit und Sprachbarrieren
Trotz der Vielzahl an gesprochenen Sprachen funktioniert die Zusammenarbeit bei Seydelmann sehr gut. „Man hilft und unterstützt sich gegenseitig. Im Notfall nutzen wir ein Übersetzungssystem", sagt Seydelmann. Es sei beeindruckend zu sehen, wie Menschen unterschiedlicher Herkunft und ohne gemeinsame Sprache zusammenarbeiten und großartige Ergebnisse erzielen. Novizinskyy, der junge Mann aus der Ukraine, erklärt: „Für mich ist die Sprache nur ein kleines Problem. Ich möchte arbeiten, und mir gefällt, was ich tue." Seit März 2024 arbeitet er in Vollzeit und verbessert täglich seine Sprachkenntnisse.
otivation wird belohnt
Seydelmann gibt besonders motivierten Menschen eine Chance, was sowohl auf die traditionsbewusste als auch integrative Haltung der Geschäftsführung gegenüber ausländischen Mitarbeitern zurückzuführen ist. „Selbst wir als großes Unternehmen haben Schwierigkeiten, Handwerker zu finden. Das ist wirklich frustrierend", erklärt Seydelmann. Problematisch sei die zunehmende Akademisierung und das gesteigerte Interesse an Bürotätigkeiten. „Wir benötigen hier weitaus weniger Personal als in der Fertigung." Dank der entwicklungsorientierten Herangehensweise gelingt es Seydelmann, ein diverses und motiviertes Team aufzubauen, das trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede erfolgreich zusammenarbeitet. Dieser Bericht zeigt, wie Seydelmann durch gezielte Integrations- und Entwicklungsmaßnahmen den Fachkräftemangel bekämpft und dabei eine multikulturelle und motivierte Belegschaft aufbaut.
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