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Pressemitteilung

Nr. 242 vom 22.05.2024

Kommunalvertreter aus dem Ostalbkreis und dem Kreis Heidenheim treffen sich zu Netzegipfel

Kreise bekennen sich zu Energiewende und Ausbau Erneuerbarer Energien

Netzbetreiber aller Ebenen präsentierten kürzlich ihre Planungen zu Bau, Betrieb, Weiterentwicklung und Optimierung der Stromnetze vor den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Region sowie den Landräten Dr. Joachim Bläse und Peter Polta im Landratsamt Ostalbkreis. Ergänzend informierte Verbandsdirektorin Franka Zanek über den Stand der Fortschreibung des Teilregionalplans Erneuerbare Energien.

In seiner Begrüßung skizzierte der Ostalb-Landrat die derzeitigen Herausforderungen des Stromnetzes im ländlichen Raum. Dieses sei auf eine geringere Bevölkerungsdichte ausgerichtet und bislang vorrangig auf die Lieferung von Energie in eine Richtung ausgelegt. Große Strom-mengen, die vor Ort erzeugt werden, können nur schwer aufgenommen und verteilt werden. Schon allein deshalb bestehe ein hoher Ausbaubedarf der Stromnetzinfrastruktur. "Mobilitätswende, Elektromobilität, Wärmepumpen, die Elektrifizierung der Wirtschaft und die Zukunft des Wasserstoffes stellen hier zusätzliche Anforderungen. Bereits seit rund zweieinhalb Jahren bin ich deshalb in regelmäßigem Austausch mit den Netzbetreibern und mit den Stadtwerken", so Landrat Dr. Bläse. "Wir haben vereinbart, dass wir den verantwortlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern vor Ort den Stand der Planungen auf allen Netzebenen vorstellen wollen, sobald die Bundesnetzagentur den zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplanes 2037/2045 bestätigt hat", erinnerten Bläse und der Heidenheimer Landrat Peter Polta. Diese Bestätigung sei nun am 1. März erfolgt.

TransnetBW informiert über Höchstspannungsnetz
Die TransnetBW GmbH betreibt das Strom-Übertragungsnetz in Baden-Württemberg, das sind die 220- und 380-Kilovolt (kV)-Stromkreise, die sogenannte Höchstspannung. Für den neuen Netzentwicklungsplan Strom (NEP) 2037/2045 wurde von TransnetBW für den Netzausbau u. a. der Neubau einer 380-kV-Doppelleitung vom Suchraum Petersgmünd über den Suchraum Nördlingen nach Goldshöfe beantragt und von der Bundesnetzagentur bestätigt. Projektsprecher David Schiek informierte unter anderem über diesen Leitungsneubau samt Netzverstärkungsmaß-nahmen im Umspannwerk Goldshöfe und erläuterte deren Notwendigkeit. Weitere im NEP bestätigte Maßnahmen im Ostalbkreis und in Ostwürttemberg sind:

P 304: Zu- und Umbeseilung der bestehenden Leitung zwischen Goldshöfe und Kupferzell zur Erhöhung der Übertragungskapazität in Ostwürttemberg

und

P 681: Neubau von zwei Querriegel-Transformatoren in Goldshöfe zur Lastflusssteuerung und Optimierung des Übertragungsnetzes

Im Umspannwerk Goldshöfe befindet sich wegen der geplanten Verstärkung des 110-kV-Netzes durch Netze BW zwischen Kupferzell, Crailsheim und Goldshöfe die Errichtung eines weiteren 380-kV/110-kV-Transformators bereits in der Genehmigungsphase.

Die "Maßnahme P 305: Ersatzneubau der bestehenden Leitungsanlage Goldshöfe – Rotensohl – Niederstotzingen – Dellmensingen" war beantragt und für notwendig erachtet worden, wurde von der Bundesnetzagentur aber in diesem NEP als nicht bestätigungsfähig eingestuft. Deshalb wird diese Maßnahme zum aktuellen Zeitpunkt nicht weiterverfolgt, eine erneute Aufnahme aber für den kommenden Netzentwicklungsplan Strom angestrebt.

Landrat Peter Polta ergänzt: „Die Entscheidung der Bundesnetzagentur, die Maßnahme P 305, die den Landkreis Heidenheim direkt betrifft, vorerst nicht im Netzentwicklungsplan 2023 zu bestätigen, ist für die regionale Energiewende nicht vorteilhaft. Doch 2025 wird der Übertragungsnetzbetreiber diese Maßnahme wieder einbringen und wir hoffen auf breite Unterstützung. Eine Stromleitung, die aufgrund des Alters bereits in den 2030er Jahren zwingend erneuert werden muss, sollte in dem Zuge aufgrund der regional hohen Energiebedarfe auch verstärkt und verbessert werden.“

Projektsprecherin Anja Putterstein erklärte den aktuellen Stand an den Umspannwerksstandorten Niederstotzingen und Rotensohl. Abschließend wurde ein beispielhafter Projektverlauf mit bewährten Dialogformaten skizziert. Die Verdeutlichung, dass der Umstieg auf die Erneuerbaren sowie die Ziele der Energiewende nur gemeinsam erreicht werden können, rundete den Vortrag von TransnetBW ab.

Ausbau Hochspannungsnetz
Die Netze BW betreibt als größter Verteilnetzbetreiber in Baden-Württemberg das Hochspannungsnetz (110-kV) in der Region Ostwürttemberg. Auch dieses muss im Rahmen der Energie-wende umfassend ausgebaut werden. Dazu erstellt und veröffentlicht die Netze BW jährlich einen gesetzlich vorgeschriebenen Netzausbauplan für das Hochspannungsnetz. Dieser wird analog zum Netzentwicklungsplan in der Höchstspannung (220/380-kV) erstellt und basiert auf der gemeinsamen Netzwicklungsplanung mit der TransnetBW.

Niklas Schmitt von der Netzplanung der Netze BW informierte über den Netzausbauplan in Ba-den-Württemberg bis zur geplanten Klimaneutralität des gesamten deutschen Energiesystems im Jahr 2045. Aus diesem geht hervor, dass die Netze BW ca. 2.900 von 4.200 km Hochspannungsleitungen ertüchtigen und ca. 120 km neu bauen muss. 90 Prozent der rund 280 Umspannwerke müssen ausgebaut und weitere 70 müssen neu errichtet werden. Zur Umsetzung dieser Ziele sind Investitionen in Höhe von ca. 14,5 Milliarden Euro inklusive Inflation erforderlich.

Anschließend wurden die konkreten 110-kV-Maßnahmen der Netze BW in Ostwürttemberg bis 2030 und bis zur geplanten Klimaneutralität 2045 vorgestellt. Wesentlich sind hierbei Umspannwerke zwischen Höchstspannungs- und Hochspannungsnetz, da deren Standorte die Planungen ganzer Regionen beeinflussen. Bis 2030 plant die Netze BW umfassende Leitungsverstärkungen, um die Übertragungskapazität zu erhöhen. Laut Schmitt sehen die Planungen folgende 110-kV-Maßnahmen vor:

Leitungsverstärkung zwischen Goldshöfe und Nördlingen bis 2024 mit Restarbeiten im Raum Ellwangen bis 2027 (ca. 41 km)

Zubeseilung zwischen Unterrot und Lindach im Jahr 2026 (ca. 20 km)

Leitungsverstärkung zwischen Rotensohl, Wechingen und Nördlingen bis 2029
(ca. 42 km)

Ertüchtigung zwischen Goldshöfe und Kupferzell in mehreren Bauabschnitten bis 2030 (ca. 57 km)

Neubau eines Umspannwerks in Neunstadt und mehrere Umbauten von Umspannwerken zwischen Hoch- und Mittelspannung

Zwischen 2030 und 2045 sind in der gesamten Region Ostwürttemberg umfassende 110-kV-Maßnahmen an Umspannwerken und Leitungen erforderlich. Zusammenfassend betonte Niklas Schmitt, dass die Energiewende eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt und nur gemeinschaftlich erfolgreich umgesetzt werden kann.

Mittel- und Niederspannungsnetz
Geschäftsführer Matthias Steiner vertrat die Netze ODR GmbH, den größten Verteilnetzbetreiber in Ostwürttemberg. Das Unternehmen ist verantwortlich für das dortige Mittel- und Nieder-spannungsnetz. Mit über 36.000 Energieerzeugungsanlagen, die zusammen eine Leistung von mehr als 1,5 Gigawatt in das Netz der Netze ODR einspeisen – und die Zahl wächst kontinuierlich – sieht sich das Unternehmen vor der Herausforderung eines erheblichen Netzausbaus. Dieser ist sowohl durch den zunehmenden Anteil dezentraler Energieproduktion als auch durch die klimapolitischen Zielsetzungen von Bund und Ländern bedingt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, plant die Netze ODR eine umfangreiche Überarbeitung der 21 vorhandenen Umspannwerke und den Bau von 23 neuen Umspannwerken bis zum Jahr 2045. Die Modernisierung der bestehenden Werke soll 0,5 Gigawatt zusätzlicher Leistung bringen, während die neu zu errichtenden Umspannwerke für weitere 4,4 Gigawatt ausgelegt sind. Jedes dieser Umspannwerke wird an das zu verstärkende Hochspannungsnetz (110-kV) angeschlossen. Für diesen Ausbau veranschlagt die Netze ODR Kosten in Höhe von 4,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2045.

Teilregionalplan Erneuerbare Energien
Die Direktorin des Regionalverbands Ostwürttemberg, Franka Zanek, informierte über den aktuellen Stand der Fortschreibung des Teilregionalplans Erneuerbare Energien. Die Region Ostwürttemberg hat 2014 bereits 1,5 Prozent ihrer Fläche für Windenergie ausgewiesen. Mit der Ausweisung von zusätzlichen Vorranggebieten mit einem aktuellen Flächenanteil von weiteren 2,1 Prozent werde das vorgegebene Flächenziel von mindestens 1,8 Prozent für Windenergie erreicht.

Netzausbau ganz oben auf der Agenda - Sachgerechte Verteilung der Netzausbaukosten erforderlich
Landrat Dr. Joachim Bläse dankte allen Referenten und machte deutlich: "Wir wollen Unabhängigkeit in der Energieversorgung, Unabhängigkeit von ausländischen Energiequellen, Unabhängigkeit von Energieimporten aus instabilen Regionen, Unabhängigkeit von endlichen fossilen Brennstoffen. Wir wollen aber auch Versorgungssicherheit, Netzstabilität und neue Technologien intelligent integrieren können. Der Ausbau und die Modernisierung unseres Stromnetzes stehen daher ganz oben auf der Agenda. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Netze den wach-senden Anforderungen durch den Zuwachs Erneuerbarer Energien, die Elektrifizierung des Verkehrssektors und die Digitalisierung des Energiesystems gerecht werden können. Durch den regelmäßigen Austausch und die intensive Kommunikation können wir sicherstellen, dass alle Netzbetreiber von allen großen Projektideen Kenntnis haben und ihre Planung darauf ausrichten können. Sichere Stromversorgung und Netzausbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe, für die ein enger Schulterschluss und ein enger Austausch zwischen Netzbetreibern und Kommunen vereinbart wurde. Nur gemeinsam werden wir die Herausforderung hinbekommen. Das gilt selbstverständlich auch für die in der Regionalplanung für Windkraft vorgesehen Vorrangflächen, wes-halb ich diese Themen auch gerne verbunden habe."

Abschließend begrüßte Bläse das von der Bundesnetzagentur Ende 2023 erstellte Eckpunktepapier, welches die sachgerechte Verteilung der Mehrkosten des Netzausbaus zum Inhalt hat, die durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien entstehen. Dies entspricht der Forderung, die der Ostalbkreis bereits im Herbst 2022 beim Zukunftsforum Energie formuliert hatte: "Im ländlichen Raum werden die Anlagen für Erneuerbare Energien errichtet und auch die Netze dafür ertüchtigt und ausgebaut. Dann kann und darf es nicht sein, dass diese Kosten auch ausschließlich vom ländlichen Raum zu tragen sind. Diese Kosten müssen solidarisiert werden und das Eckpunktepapier ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", so Bläse. Deshalb hat sich der Ostalb-Landrat erneut an Thekla Walker, die Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, mit der Bitte um Unterstützung dieses Anliegens gewandt.

Hintergrund:
Baden-Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss deshalb vorankommen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat im Auftrag der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg die Ba-den-Württemberg-Stromstudie erstellt. Darin kommt sie zum Ergebnis, dass für Strom auch künftig ein erheblicher Importbedarf besteht.

Vor allem wegen der Elektrifizierung der Industrie wird nach der BW-Stromstudie der Strom-verbrauch alleine in Baden-Württemberg von heute etwa 64 TWh bis zum Jahr 2040 auf 109 bis 161 TWh ansteigen. Werden Photovoltaik und Windenergie gemäß den Zielen des Landes aus-gebaut, liefern die Erneuerbaren Energien im Jahr 2040 insgesamt 92 TWh Strom. Das bedeutet eine Vervierfachung gegenüber heute. Aus dem Ausbauziel ergibt sich für das Jahr 2040 den-noch ein bilanzieller jährlicher Importsaldo von 16 bis 69 TWh.

Im Klimagesetz Baden-Württemberg (§ 22) ist festgeschrieben, dass der Bau und der Betrieb von Stromverteilernetzen Maßnahmen im überragenden öffentlichen Interesse sind und der öffentlichen Sicherheit dienen.

Die Energiewende findet maßgeblich in den Verteilnetzen statt. Allein im Verteilnetz dürfte der Ausbau deutschlandweit in den kommenden 20 Jahren 250 Milliarden Euro kosten.

Zur Pressemitteilung Nr. 243: Solidarisierung der Netzausbaukosten - Ostalb-Landrat schreibt Ministerin Thekla Walker

Die für Ostwürttemberg maßgeblichen Netzbetreiber präsentierten im Landratsamt Ostalbkreis in Aalen ihre Ausbaupläne.<br />
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Die für Ostwürttemberg maßgeblichen Netzbetreiber präsentierten im Landratsamt Ostalbkreis in Aalen ihre Ausbaupläne.


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