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Pressemitteilung

Nr. 127 vom 11.03.2024

Erfolgsgeschichte im Katholischen Kindergarten St. Wendelin Dewangen

"Notbetreuung" und "verkürzte Öffnungszeiten" sind längst keine Fremdworte mehr für Familien auf der Ostalb. In den vergangenen Jahren hat sich die Kita-Krise verschärft und stellt viele Familien täglich vor neue Herausforderungen zur Vereinbarung von Berufs- und Familienleben. Um dem Fachkräftemangel im Bereich Erziehung entgegenzuwirken, hat das Kultusministerium Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit seit Mitte 2023 den Bildungsweg "Direkteinstieg Kita" eingeführt. Und dies mit Erfolg, denn dass dieser Weg ein wichtiger und richtiger Schritt war, zeigt sich bereits sechs Monate nach Beginn der Einführung der verkürzten Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistent/in oder Erzieher/in.

Im Juli 2023 startete der Bildungsweg "Direkteinstieg Kita" in Aalen mit einer Informationsveranstaltung der Agentur für Arbeit. Arbeitgeber und potenzielle Auszubildende erhielten die Möglichkeit, sich kennenzulernen, auszutauschen und Informationen zur verkürzten Ausbildung zu erhalten. Berufserfahrene Personen sollten für Berufe in der Kindestagesbetreuung gewonnen werden und somit dem bestehenden Personalmangel entgegenwirken. Auch das Katholische Verwaltungszentrum Aalen (KVZ) bewies Mut im Kampf um engagierte Fachkräfte - Insgesamt 15 Plätze stellte das KVZ für den direkten Einstieg in den Beruf der sozialpädagogischen Assistenz bzw. Erzieher/in bereit. Einen dieser Plätze sicherte sich die 53-jährige Ukrainerin Iryna Tsvilodub.

Nach Ausbruch des Kriegs flüchtete sie vorerst mit ihrer Tochter von Kiew in die westliche Ukraine. "Viele Frauen mit Kindern flüchteten nach Kriegsausbruch dorthin. Ich habe dort viel geholfen und meine ersten Erfahrungen in der Kinderbetreuung gesammelt" berichtet Tsvilodub. Dass diese Erfahrungen sie nachhaltig prägen sollten, wusste die aufgeschlossene Ukrainerin zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nachdem sich die Situation in der Ukraine immer weiter zuspitzte und ein enger Kontakt zu Freunden in Deutschland bestand, fasste sie den Entschluss, ihre Heimat zu verlassen. Darüber, dass ihre erwachsene Tochter sich entschied, in der Ukraine zu bleiben, kann sie kaum sprechen - die Sehnsucht und Sorge sind unbeschreiblich. „Meine Tochter ist erwachsen. Sie hat einen festen Partner, arbeitet an einem Theater als Schauspielerin und fängt nun auch an, Schauspiel zu unterrichten." Täglich haben Mutter und Tochter Kontakt.

Tsvilodub kam im August 2022 alleine und mit einem dicken Deutschbuch von Kiew nach Berlin und landete nach einer Zuteilung in Aalen. Im November konnte sie in den Sprachkurs Niveau A2 einsteigen und bereits im März 2023 das Level B1 erreichen. "Ich konnte bereits ein wenig Deutsch von der Schule und Uni und habe sofort angefangen eigenständig zu lernen." Die studierte Geologin arbeitete in der Ukraine lange als Büroangestellte. Ihr sei jedoch von Anfang an klar gewesen, dass eine Rückkehr in den alten Beruf aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse nur schwer zu realisieren sei, erklärt sie. Vorerst plante sie eine Ausbildung in der Pflege - auch weil sie wusste, dass der Bedarf in Deutschland groß ist. "Ich habe allerdings gespürt, dass dieser Beruf nicht zu mir passt und musste dann an meine Zeit in der westlichen Ukraine zurückdenken", so Tsvilodub. Über die DAA und das Jobcenter erhielt die Ukrainerin umfangreiche Informationen und Unterstützung.

"Frau Tsvilodub kam mit ihrem Berufswunsch auf ihre Integrationsberaterin vom Jobcenter und mich zu. Wir haben sie dann kurzfristig für das von der Agentur für Arbeit organisierte "Speed Dating" zum Direkteinstieg Kita eingeladen und im Anschluss alles Nötige in die Wege geleitet", so die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt vom Jobcenter Ostalbkreis, Daniela Masur. "Für Menschen, die sich beruflich neu orientieren wollen und eine sinnhafte Tätigkeit suchen, ist das innovative Projekt eine optimale Chance, in relativ kurzer Zeit zu einem anerkannten Berufsabschluss in einem begehrten Bereich des Arbeitsmarktes zu kommen – und stellt somit für die Auszubildenden wie auch die ausbildenden Einrichtungen eine "Win-Win" Situation dar. Nicht zuletzt können wir über den Gewinn an neuen Fachkräften im Bereich Kindererziehung einen Beitrag zum Ausbau der Kinderbetreuungssituation leisten."

Bei der Veranstaltung, lernte die Ukrainerin auch die Leitung des Katholischen Kindergartens St. Wendelin in Dewangen, Sibylle Feinauer, kennen. Bei der Wahl ihrer Ausbildungsstätte hörte sie auf ihr Bauchgefühl: "Ich schaue, was ich fühle, wenn ich mit Menschen spreche und mich an einem Ort befinde. Im Kindergarten St. Wendelin habe ich mich sofort wohl gefühlt."
Bereits im September startete Tsvilodub mit der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin. Zwei Tage in der Woche ist sie vor Ort im Kindergarten St. Wendelin und drei Tage lernt sie, gemeinsam mit 23 Direkteinsteigerinnen unterschiedlicher Herkunftsländer, für den theoretischen Teil der Ausbildung bei der DAA in Aalen.

Die Auszubildenden haben die Möglichkeit, in zwei Jahren den Berufsabschluss "sozialpädagogische Assistent/in" bei vollem Gehalt während der Ausbildung zu erlangen. Die Voraussetzungen für die Zulassung sind ein Hauptschulabschluss, eine mindestens zweiährige abgeschlossene Ausbildung sowie das Sprachniveau B2. Für den Beruf der Erzieher/in hingegen ist mindestens ein mittlerer Bildungsabschluss notwendig. Für Tsvilodub war es wichtig, schnell auf eigenen Beinen zu stehen und sich gleichzeitig persönlich weiterzuentwickeln. Über den bisherigen Verlauf der Ausbildung ist die Ukrainerin sehr glücklich. "Mir gefällt einfach alles. Ich habe tolle Lehrerinnen an der DAA und bereits viele Freundschaften mit anderen Teilnehmerinnen geschlossen. Wir unterstützen uns gegenseitig." Das größte Problem bleibe allerdings die Sprache. Viele Dinge müsse sie daheim nacharbeiten und teilweise übersetzen - jedoch werde es mit der Zeit immer leichter, berichtet die Ukrainerin.
Im Anschluss an die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz besteht die Möglichkeit der Weiterbildung zur Erzieher/in. Auch wenn die Ukrainerin diese Möglichkeit toll findet, so hat sie sich dennoch dagegen entschieden. "Ich habe entschieden, dass mir die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin reicht. Ich bin 54 und ich fühle mich in dieser Position richtig und gut."
Tsvilodub lebt und liebt ihren neuen Beruf und ist dankbar dafür, diese Chance erhalten zu haben. "Ich habe verstanden, dass die Arbeit mit Kindern meine Leidenschaft ist. Die Kinder sind alle einzigartig und toll. Sie helfen mir, meine kindlichen Gefühle zu erleben und das ist ein schönes Gefühl."

Weitere Informationen zum Projekt "Direkteinstieg Kita" erhalten Sie hier:
Agentur für Arbeit, Tel.: 07361 575-650
aalen.direkteinstieg-kita[at]arbeitsagentur.de
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/aalen/unternehmen/direkteinstiegkita

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Jobcenter Ostalbkreis

(V. l.) Sibylle Feinauer, Leiterin des Katholischen Kindergartens St. Wendelin in Aalen-Dewangen, und Iryna Tsvilodub

(V. l.) Sibylle Feinauer, Leiterin des Katholischen Kindergartens St. Wendelin in Aalen-Dewangen, und Iryna Tsvilodub
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