Nr. 597 vom 27.11.2023
Damit die Liebe bleibt! So kann Unterstützung und Pflege gelingen
Auf Einladung des Pflegestützpunkts Ostalbkreis zeigte die Gerontologin, Supervisorin und geistliche Begleiterin Ulla Reyle am vergangenen Montag (20.11.2023) 135 Teilnehmenden im Aalener Landratsamt auf, welche wichtigen Themen im Vorfeld einer Pflegesituation bereits geregelt werden können und wie die selbständige präventive Vorsorge durchgeführt werden kann.
"Damit die Liebe bleibt!", so der Titel der Veranstaltung, müsse das Thema Pflegebedürftigkeit aktiv in der Familie oder mit nahestehenden Angehörigen besprochen werden, bevor der Pflegefall eintritt. Je älter Menschen werden, desto eher sind sie alleinstehend und der Unterstützungsbedarf nimmt zu. Vor allem Frauen verbringen im Durchschnitt die letzten zehn Jahres ihres Lebens allein.
Ulla Reyle empfiehlt Menschen, kompetent pflegebedürftig zu werden. Damit meint die Gerontologin, sich auf die sich ändernden Gegebenheiten einzulassen und sich daran anzupassen. So wird etwa die eigene Wohnung mit zunehmender Hilfebedürftigkeit immer wichtiger, da aus gesundheitlichen Gründen die Möglichkeiten, am öffentlichen Leben teilzunehmen abnimmt. Weniger geeignet ist dann zum Beispiel ein Reihenhaus mit vielen Treppen und Stockwerken oder ein Einfamilienhaus, das schnell zu einem Ort der Einsamkeit werden kann. In vielen Fällen ist es dann nötig, aus der zu großen und nicht barrierefreien Wohnung auszuziehen und dabei das alte Leben hinter sich zu lassen. Dieser Schritt ist mit Trauerarbeit verbunden. Wer aber loslässt, der hat den Kopf und die Hände frei.
"Die ideale Großfamilie gab es auch in früheren Zeiten nicht - dies ist ein Mythos, da es durchaus erhebliche Konflikte gab", meint Reyle. Aufgrund der immer höheren Lebenserwartung leben die Generationen mittlerweile sehr lange zusammen, wenn auch nicht unbedingt räumlich. Erwachsene Kinder erleben ihre Eltern noch über einen großen Zeitraum.
Heute dauert die durchschnittliche häusliche Pflege sechs bis acht Jahre. Sie muss vor allem so gestaltet werden, dass man weiter respektvoll miteinander umgehen kann und die Liebe bestehen bleibt. Hierbei ist es wichtig, dass der Rollenwechsel vom Kind zum Erwachsenen gelingt, da dann die Begegnung auf Augenhöhe zwischen Eltern und Kindern möglich ist.
Ulla Reyle schloss ihren Vortrag mit dem Appell: Pflegende müssen sich davor hüten, alles allein tun zu wollen. Sie müssen Geschwister, Bekannte, Ehrenamtliche und professionelle Dienste mit ins Boot holen, da nur so der Überforderung vorgebeugt werden kann.
Im Anschluss an den Vortrag fand ein Infomarkt im Foyer des Landratsamts statt. Die Teilnehmenden konnten sich bei Vertretern des Betreuungsvereins Ostalbkreis e.V., Nachbarschaftshilfen Ostalbkreis, Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige Aalen und Schwäbisch Gmünd, Sozialstation Abtsgmünd gGmbH - Fachbereich Demenz, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Schwäbisch Gmünd e. V. - Demenzberatung, Malteser Nord- und Ostwürttemberg und dem Pflegestützpunkt Ostalbkreis informieren.
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