Nr. 388 vom 01.08.2023
Zweistündlicher IRE auf der Remsbahn in den Sommerferien gestrichen - Ostalb-Landrat protestiert bei Verkehrsminister Hermann
Diesen Montag (31. Juli 2023) wurde die Landkreisverwaltung überraschend über die Pressestelle von Go-Ahead Baden-Württemberg informiert, dass der zweistündliche IRE zwischen Stuttgart und Aalen während der Sommerferien zugunsten von Verstärkerleistungen auf der Strecke Karlsruhe - Stuttgart gestrichen wird. Für Landrat Dr. Joachim Bläse ein absolutes No-Go. Deshalb hat er sich unverzüglich schriftlich an Landesverkehrsminister Winfried Hermann gewandt, um die Position des Ostalbkreises deutlich zu machen. Im Einzelnen schreibt der Landrat:
"Für die Bemühungen des Landes Baden-Württemberg zur Stärkung des Schienenverkehrs im sind wir sehr dankbar. So trägt auch unter anderem die geplante Verlängerung des IRE von Aalen bis nach Crailsheim im Zuge der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zu einer verbesserten Anbindung der Städte und Gemeinden im Ostalbkreis an die angrenzenden Metropolregionen bei. Bei den Planungen zum Ausbau der Brenzbahn und zur Weiterentwicklung des Schienenkorridors Stuttgart – Nürnberg stehen wir in gutem Austausch mit den Mitarbeitenden Ihres Hauses.
Auch die Landkreisverwaltung engagiert sich in vielen Bereichen, um die Schiene als Rückgrat des ÖPNV im Ostlabkreis zu stärken. Hier seien unter anderem die gemeinsamen GVFG-Projekte im Bereich der Rems- und Oberen Jagstbahn sowie der Brenzbahn, die Optimierung der Busanschlüsse im Rahmen des Nahverkehrsplans oder die Mitfinanzierung des Ostalbkreises am Fahrplanangebot auf der Rems- und Oberen Jagstbahn genannt. Zudem lässt die Landkreisverwaltung derzeit in Abstimmung mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg in einem Gutachten weitere Infrastrukturbedarfe und Potenziale zur Angebotsverbesserung für den Schienenverkehr im Ostalbkreis untersuchen.
Die Fahrgäste auf der Remsbahn wurden in den letzten Monaten während der Streckensperrung bei Bad Cannstatt im Zuge des Digitalen Knoten Stuttgart bereits auf eine harte Probe gestellt. Mit Ende der Bauarbeiten Ende Juli war die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität mit einem regulären Fahrplanangebot für Pendlerinnen und Pendler sowie für Ausflügler und Urlaubsreisende verbunden.
Entsprechend enttäuscht sind wir nun, dass wir am 31. Juli völlig überraschend über die Pressestelle von Go-Ahead Baden-Württemberg informiert wurden, dass nach Abstimmung mit der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg der zweistündliche IRE im Abschnitt Stuttgart – Aalen während der Sommerferien zugunsten von Verstärkerleistungen im Abschnitt Karlsruhe – Stuttgart gestrichen werden müsse. Am 1. August wurde durch den Geschäftsführer von Go-Ahead das alternative Betriebskonzept zusätzlich mit Personalengpässen während des Sommers begründet. Wir sehen in dieser Maßnahme und der Umschichtung von Kapazitäten eine Schlechterstellung des Ostalbkreises und der Region Ostwürttemberg gegenüber anderen Raumschaften, die wir so nicht akzeptieren können.
Wir haben durchaus Verständnis für die betrieblichen und personellen Herausforderungen bei den Schienenverkehrsunternehmen. Eine Kommunikation wie im Falle der Streichung des IRE im Abschnitt Aalen – Stuttgart am Tag des Wirksamwerdens des Betriebskonzepts halten wir für desaströs und schädlich für die gemeinsamen Ziele im Rahmen der Mobilitätswende und der Verdopplungsziele für den ÖPNV. Durch kurzfristige Fahrplanänderungen begleitet von einer unzureichenden Kommunikation leidet das Vertrauen der Fahrgäste in die Zuverlässigkeit des Verkehrsträgers Schiene massiv. Die gemeinsamen Ausbauziele werden dadurch gefährdet.
Wir möchten daher zum Ausdruck bringen, dass wir mit der Streichung der Verkehrsleistung im Abschnitt Stuttgart – Aalen durch Go-Ahead in dieser Form nicht einverstanden sind und bitten um Information, in welcher Form dieses Betriebskonzept durch den Aufgabenträger für den Schienenverkehr genehmigt wurde. Insbesondere die Rems- und Obere Jagstbahn bildet die zentrale Schienenmagistrale für den Ostalbkreis und bindet die prosperierenden Wirtschaftsstandorte an die überregionalen Zenten an. Auch wenn durch den MEX13 weiterhin eine Anbindung auf der Remsbahn sichergestellt ist, stellt der IRE in Überlagerung mit dem ebenfalls zweistündlichen Intercity Nürnberg – Aalen – Stuttgart – Karlsruhe eine schnelle stündliche Verkehrsanbindung in Richtung Stuttgart und die angrenzenden Metropolregionen dar.
Eine schnelle und unbürokratische Regelung im Sinne der Fahrgäste auf der Remsbahn könnte eine vorübergehende Anerkennung von Nahverkehrstickets in den IC-Zügen von DB Fernverkehr im Abschnitt Stuttgart – Aalen sein. So ließen sich rasch die Folgen der Streichung des IRE reduzieren ohne dass wir Fahrgäste verlieren, die auf eine schnelle Verbindung angewiesen sind, wie beispielsweise Pendlerinnen und Pendler. Wir möchten daher eine kurzfristige Prüfung des Ministeriums für Verkehr mit DB Fernverkehr in dieser Angelegenheit erbitten.
Außerdem möchten wir darum ersuchen, Beeinträchtigungen durch Baustellen oder betriebliche Probleme seitens der EVU bei der Bewertung der Schienenverkehrsstrecken hinsichtlich der Bildung von Angebotsklassen auf Basis der Querschnittsbelastung, wie sie im Rahmen der ÖPNV-Strategie des Landes Baden-Württemberg oder für die Mitfinanzierung wie im Falle des Halbstundentakts auf der Remsbahn von Bedeutung sind, zu berücksichtigen."
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