Nr. 320 vom 23.06.2023
Frauen in die Politik – Chancen auf dem beruflichen Weg:
Zwei Bürgermeisterinnen als politische Vorbilder für den Landkreis
Am 16. Juni 2023 endete die zweiwöchige Wanderausstellung #EUWomen im Kreishaus des Landratsamtes Aalen. Bei der Finissage am Vorabend tauschten sich Interessierte mit politisch aktiven Frauen der Region aus.
Podiumsgäste waren die Bürgermeisterinnen Andrea Schnele (Lauchheim) und Anna-Lisa Bohn (Ellenberg). Die beiden Vorbilder gaben Einblicke in ihre politischen Laufbahnen, berichteten über Hürden sowie Chancen und tauschten sich über gemeinsame Erfahrungen aus. Ziel der Veranstaltung war es, Wege aufzuzeigen und zu inspirieren, um den Frauenanteil in politischen Gremien und Ämtern zu erhöhen. Die Veranstaltung wurde von der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg - Ostalbkreis und dem EUROPoint Ostalb organisiert.
"Es geht um Frauen. Es geht um Politik. Es geht um Gestaltung. Es geht um Kompetenzen. Es geht um Führung. Und es geht um Gelingensfaktoren für weibliches politisches Engagement und um die Frage, wie Frauen für die Politik und politische Ämter begeistert und gewonnen werden können", so Anne Nitschke, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf im Ostalbkreis, die durch den Abend führte. Denn: Frauen sind in politischen Ämtern und Gremien weit unterrepräsentiert. So zitierte Carmen Venus, Gleichstellungsbeauftragte im Ostalbkreis, den Deutschen Städte- und Gemeindebund (2001): "Frauen bringen Kompetenzen, Sichtweisen und Erfahrungen mit, die unverzichtbar sind und die örtliche Gemeinschaft stärken." Da Frauen rund 50 Prozent der Gesellschaft darstellen, müssten sie auch entsprechende Stimmen und Sichtbarkeit erhalten.
"Wir Frauen haben einen anderen Blickwinkel auf viele Themen und denken manches einfach schon mit", so Andrea Schnele über diverse Gestaltung in der Kommunalpolitik. Anna-Lisa Bohn wies darauf hin, dass Frauen im Alltag ohnehin schon viel Verantwortung übernehmen und Situationen managen - und stellte die Frage, weshalb diese - wie viele andere weibliche Fähigkeiten - nicht auch für die Übernahme von politischen Ämtern oder anderen Führungspositionen beruflich genutzt werden sollten.
Bestehende Strukturen, traditionelle Rollenbilder sowie tiefsitzende männliche und weibliche Zuschreibungen benannte das Publikum als Hemmnisse für Frauen, politische Ämter zu besetzen. Herausforderungen der Berufswelt, wie lange Arbeitstage, Wochenendtermine, der Spagat zwischen Beruf und Familie wirkten sich für Frauen schwerwiegender aus als für Männer.
Bürgermeisterin Schnele betonte: "Man muss das wollen - und dann gelingt vieles." Und gerade die kommunale Ebene sei es, auf der das eigene Engagement und die intensive Auseinandersetzung sowie der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern sichtbar werde. Gestalten zu können, darin sind sich beide einig, und das Ergebnis seiner Gestaltung zu sehen, sei das, was den Reiz der Tätigkeit jeden Tag aufs Neue darstelle.
"Berufliche Netzwerke, die Rückendeckung der Familie und Mut, Fragen zu stellen, sind wichtige Erfolgsfaktoren", ergänzt Bürgermeisterin Bohn. Die Bereitschaft Neues zu lernen stellt für sie eine Grundvoraussetzung dar. Ebenso wichtig sind nach Ansicht der beiden Expertinnen Mentorinnen/Mentoren, das Bekanntmachen von weiblichen Vorbildern und der Glaube an die eigenen Kompetenzen.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass ein frühes Zugehen auf junge Menschen erforderlich sei, um insbesondere junge Frauen für politisches Engagement gewinnen, wie beispielsweise mit Informationskampagnen an (Hoch-)Schulen.
Eine Plakatreihe in Kooperation mit Carmen Venus illustrierte am Rande der Veranstaltung politische Werdegänge von Frauen, die aus dem Ostalbkreis stammen, darunter Ricarda Lang, Leni Breymaier, Martina Häusler und die Bürgermeisterinnen des Ostalbkreises. Die Plakate werden weiter genutzt, um junge Frauen mit politischem Engagement und verschiedenen Werdegängen in Kontakt zu bringen.
INFO:
Die Ausstellung #EUWomen wird von der Freien und Hansestadt Bremen und der Vertretung der Europäischen Kommission bereitgestellt, von der Europaabteilung bei der Bremer Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa federführend umgesetzt und durch die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland gefördert. Für die Europawochen 2023 hat die Freie und Hansestadt Hamburg die Ausstellung anpassen lassen.
Die Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg – Ostalbkreis wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gefördert und von der Landkreisverwaltung finanziert.
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