Nr. 123 vom 09.03.2023
"nachtsam. Mit Sicherheit besser feiern" - Präventionskampagne gegen Gefahren für Frauen im Nachtleben jetzt auch im Ostalbkreis
Mit einem offiziellen Kick-off in der Villa Hirzel in Schwäbisch Gmünd starteten Landrat Dr. Joachim Bläse, Oberbürgermeister Richard Arnold, Rita Mager vom Verein Frauen helfen Frauen und die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis die Kampagne "nachtsam".
"nachtsam hilft den Gastronomie- und Eventbetrieben, ihrem Servicepersonal eine Feier- und Partykultur im Nachtleben zu vermitteln. Nachtsam vermittelt den Umgang mit beobachteter sexueller Belästigung, bei vermuteter Gabe von KO-Tropfen oder zu viel Alkohol," erklärte Landrat Dr. Bläse das Ziel der Kampagne, die vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg als Präventionsmaßnahme gegen Gefahren für Frauen wie sexuelle Belästigung und Übergriffe im Nachtleben gefördert wird.
Nun wird die Kampagne auch im Ostalbkreis verstärkt beworben; Clubs, Bars und andere nachtschaffende Betriebe sowie Veranstalter öffentlicher Feste sollen auf das Angebot aufmerksam gemacht werden. Ziel ist es, durch Vernetzung und Sensibilisierung sowie gezielte Schulungen der Beschäftigten zu den Themen sexuelle Belästigung, Bedrohung und Grenzüberschreitung in der Gastronomie, in Diskotheken sowie auf öffentlichen Plätzen die Sicherheit von Frauen effektiv zu verbessern und das individuelle Sicherheitsempfinden zu erhöhen. Mit dem Verein Frauen helfen Frauen werden die Gleichstellungsbeauftragen Anna-Lena Mutscheller, die stellvertretend für den Aalener Oberbürgermeister Frederick Brütting am Kick-off teilnahm, die Gleichstellungsbeauftragte des Ostalbkreises Carmen Venus und der Stadt Schwäbisch Gmünd Elke Heer sowie Karsten Dambacher von der Stadt Ellwangen die Kampagne in die Fläche tragen.
Rita Mager, Vorstandsfrau von Frauen helfen Frauen e. V.: "Wir, der Verein Frauen helfen Frauen, wollen, dass Frauen selbstbestimmt sicher ausgehen und feiern können. Wir freuen uns, dass durch nachtsam sexuelle Belästigung oder Gewalt und damit belastende Erlebnisse für Frauen vermieden werden. Unser anonymes, professionelles Beratungsangebot steht jedem Mädchen und jeder Frau offen, um solche Erfahrungen zu bewältigen."
Carmen Venus, Beauftragte für Chancengleichheit im Ostalbkreis: "Ich bin so dankbar, dass wir nun endlich nachtsam in den Ostalbkreis bekommen haben. Im ersten Schritt werden wir so viele Betriebe wie möglich in der Gastronomie und im Eventmanagement schulen und anschließend die Konsumentinnen und Konsumenten über die Orte und Lokale mit nachtsamen Nachtleben im Ostalbkreis informieren."
Mit dabei ist auch der Inhaber der GS-Gastronomie Sridevan Sriskandarajah, der sich mit rund 120 Beschäftigten an der Kampagne beteiligen wird. Er und weitere Gastronomie- und Eventunternehmen werden sich in den nächsten Monaten "nachtsam" schulen lassen für ein sicheres Feiern im Ostalbkreis.
Oberbürgermeister Richard Arnold: "Das Projekt nachtsam verbessert die nächtliche Aufenthaltsqualität in Schwäbisch Gmünd und ist somit auch ein wichtiger Standortfaktor. Ich danke allen beteiligten Gmünder Clubs, Kneipen und Bars, dass sie sich für die Sicherheit ihrer Gäste engagieren!"
Auch Kooperationen und Multiplikatoren werden in den kommenden Wochen angeworben und für nachtsam gebraucht wie das FiftyFity Taxi, der Kreisfrauenrat, die ASTA der Hochschulen, die VHS Schwäbisch Gmünd, pro Gmünd, ACA und viele mehr.
Junge Menschen genießen das Nachtleben, sei es in Clubs, Bars, auf Partys, Konzerten, Festivals oder privaten Feiern. Das Gefühl von Freiheit, Glück, Zeit mit den Freuden zu verbringen oder Abstand zum Alltag zu bekommen, steht im Vordergrund. Oftmals fällt im Zusammenhang mit Alkohol die Hemmschwelle. Nahezu alle jungen Frauen wurden bereits unter 20 Jahre zum ersten Mal sexuell belästigt. Ein "Nein" wird nicht akzeptiert, tätliche Übergriffe oder verbale Belästigungen folgen. Diese Ängste führen dazu, dass Menschen nicht mehr ausgelassen und unbeschwert feiern können. Grenzen müssen geachtet werden und beobachtet Übergriffe dürfen nicht ignoriert werden, sind sich die Organisatoren von nachtsam im Ostalbkreis einig.
Anna-Lena Mutscheller, Leiterin der Stabsstelle für Chancengleichheit, demografischer Wandel und Integration der Stadt Aalen: "Ich finde es sehr wichtig und längst überfällig, das Servicepersonal im Bars, Clubs und Kneipen für sexuelle Übergriffe und Belästigung zu sensibilisieren und den Umgang damit zu schulen. Es muss endlich für junge Frauen und Mädchen möglich sein, angst- und sorgenfrei feiern zu gehen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, was ziehe ich an oder wie viel kann ich trinken. Da ist das Projekt Nachtsam ein erster, aber sicher nicht der letzte Schritt." und Elke Heer, Beauftragte für Chancengleichheit in Schwäbisch Gmünd ergänzt: "Mein Wunsch ist es, dass wir ein dichtes nachtsames Netz in Gmünd und im Ostalbkreis knüpfen. Die schlanke Projektstruktur erleichtert das Mitmachen!"
Die landesweite Koordinierungsstelle ist für alle nachtsamen Fragen ansprechbar. Noch mehr Infos gibt es unter www.nachtsam.info/kampagne/
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