Nr. 521 vom 27.10.2022
Pflegeberufe – Sinnhaft, wertvoll, unverzichtbar: Elisabeth Blässing ist langjährige Fachkraft und berichtet über ihren Berufsalltag
Die kreisweite Pflegekampagne "Herz Plus Ostalb" macht auf den vielseitigen und abwechslungsreichen Pflegeberuf aufmerksam. "Herz Plus Ostalb" verfolgt das Ziel, Nachwuchs in der Pflege zu sichern, die Vorbehalte der Gesellschaft gegenüber Pflegeberufen aufzubrechen, gezielt über den wichtigen zukunftsweisenden Beruf zu informieren und die breit gefächerten Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen.
Im Gespräch mit Verena Weber, Projektleiterin der Pflegekampagne beim Landratsamt Ostalbkreis, erzählt Elisabeth Blässing, Pflegefachkraft bei der Katholischen Sozialstation St. Martin gGmbH, warum es ihr genau der Pflegeberuf so angetan hat und warum sie junge Menschen ermutigen möchte, diesen Beruf zu ergreifen.
Schön, dass Sie sich Zeit für unser Interview heute genommen haben. Erzählen Sie uns doch zunächst ein bisschen von Ihrer beruflichen Laufbahn.
Für mich war bereits früh klar, dass ich Kinderkrankenschwester werden möchte. 1996 habe ich meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in Stuttgart begonnen. Damals kamen auf 26 verfügbare Kursplätze ca. 200 Bewerbungen. Das Verhältnis war im Gegensatz zu heute völlig anders. Aber bereits damals sprachen alle von einem Fachkräftemangel. Nach meiner "Mamapause" habe ich mit wenigen Stunden in einem ambulanten Dienst meine Arbeit wieder aufgenommen. Um mich weiterzubilden, entschied ich mich für eine Palliativ Care Weiterbildung in Stuttgart am Marienhospital. In diesem Bereich sehe ich meine Stärke und finde ihn sehr ergänzend zu meiner Arbeit. Besonders der spirituelle Hintergrund ist hier für mich wichtig.
Wie sind Sie auf Ihren Beruf gekommen?
Die Entscheidung war mir schon ganz früh klar. Ich wollte tatsächlich seit meinem 6. Lebensjahr Kinderkrankenschwester werden. Da gab es auch wirklich nichts Anderes für mich. Aber ich weiß natürlich, dass es selten der Fall ist, dass sich jemand schon so früh für einen Beruf entscheidet.
Was gefällt Ihnen denn besonders gut an Ihrem Beruf?
Ich denke, das Leben ist ein Geschenk und unsere Aufgabe ist es, dieses Geschenk weiterzugeben und Lebensqualität zu schaffen. Auch der medizinische Aspekt ist total spannend. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Patienten und die Gestaltungsmöglichkeiten des Pflegeprozesses sind eine sehr starke Motivation für mich. Dadurch, dass man mit verschiedensten Menschen auch zusammenwächst und mit verschiedenen Persönlichkeiten zu tun hat, ist der Pflegeberuf für mich auch ein großes Wachstumsfeld für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Gibt es denn auch Situationen, die Sie in Ihrer täglichen Arbeit besonders herausfordern?
Natürlich ist der Mangel an Fachkräften sehr herausfordernd. Bereits zu Beginn meiner Ausbildung wurde von einem Fachkräftemangel gesprochen, obwohl wir damals wirklich viele Interessenten waren. Ich denke auch, dass der Dienst am Menschen finanziell mehr honoriert werden muss. Ich glaube, dass ich in diesem Hinblick einfach mit einem anderen Berufsverständnis aufgewachsen bin. Bereits vom ersten Tag meiner Ausbildung an wurde uns damals vermittelt, dass wir in der Pflege genauso "wertig" sind wie Ärzte.
Seit 2020 gibt es die generalistische Pflegeausbildung. Worin sehen Sie Chancen, aber auch Herausforderungen?
Die generalistische Pflegeausbildung ist auf jeden Fall eine tolle neue Ausbildung, die viele Chancen und Möglichkeiten für die Auszubildenden bietet. Die Ausbildung enthält alle Themenfelder der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege. Letztendlich heißt das aber auch, dass die Ausbildung einen hohen Anspruch hat. Als Praxisanleiterin bei uns im ambulanten Dienst habe ich einen großen Einblick in die neue Pflegeausbildung. Wir legen großen Wert darauf, unsere Schülerinnen und Schüler sowohl in der Praxis als auch in theoretischen Inhalten zu unterstützen und sie in ihrer Eigenverantwortung zu stärken. Unser Ziel ist es deshalb natürlich, all unsere Auszubildenden zu behalten.
Welche Eigenschaften muss man als Pflegefachfrau/Pflegefachmann mitbringen? Was erwarten Sie von Ihren Auszubildenden?
Man braucht vor allem Interesse am Gegenüber, an der Ausbildung und am Mitmenschen. Ein medizinisches Verständnis ist ebenfalls wichtig. Ich denke, auch der Blick auf sich selbst, die Bereitschaft in der Persönlichkeit zu wachsen, ist von großer Bedeutung. Denn Pflege ist ein Beruf, in dem man selbst viel gibt. Wenn jemand nach einer Sinnhaftigkeit in seinem Beruf sucht, dann ist er in der Pflege absolut richtig.
Wenn Sie sich ein Highlight Ihres Berufes heraussuchen müssten, was wäre das?
Ich habe ja zwei Standbeine, deshalb ist die Frage nicht einfach. Ich bin zum einen Praxisanleiterin und zum anderen eben Fachkraft für Palliativ Care. Ich finde wirklich beides sehr wertvoll! Eine große Sinnhaftigkeit in meiner Arbeit sehe ich darin, einen sterbenden Menschen und die Angehörigen in den Familien so begleiten zu können, dass ein gutes "Gehen lassen" möglich ist. Ein menschenwürdiges Abschiednehmen im häuslichen Umfeld, das ist doch auch das, was wir uns alle selbst wünschen. Für mich ist diese Arbeit etwas "Grundehrliches". Am Ende des Lebens sind wir alle gleich. Das ist für mich der Kern meiner Arbeit. Ich liebe es aber auch, unsere Schülerinnen und Schüler anzuleiten und zu sehen, wie sie sich während ihrer Ausbildung entwickeln. Deshalb würde ich sagen, dass beide Aufgabenbereiche zu meinen Highlights zählen.
Warum möchten Sie andere Menschen zur Arbeit in der Pflege motivieren?
Vielleicht weil ich sehe, was es aus mir gemacht hat. Ich glaube, ich bin ein Mensch, der sich gerne weiterentwickelt. Es gibt so viele Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in der Pflege, die man nutzen kann.
Außerdem kommt man in der Pflege auch an den Kern des Menschseins. Zum Beispiel unterstütze ich bei einer Körperpflege durch Waschen "nicht nur". Ich kann in diesen Prozess verschiedene Prophylaxen integrieren, gehe mit jemandem nicht nur sprichwörtlich in Berührung und erfahre durch Gespräche sehr viel über die Biografie der Menschen. Gut zu pflegen, so, dass der andere sich wirklich wertgeschätzt fühlt, das ist in meinen Augen wirklich eine Kunst. Und genau das möchte ich den jungen Menschen vorleben. Ihnen zu vermitteln, wie viel Qualität daraus entstehen kann, auch für das eigene Leben, ist mein Ziel.
Vielen Dank für die wirklich tollen Einblicke in Ihre Arbeit! Zum Schluss würde mich noch interessieren, was Sie sich für die Zukunft wünschen.
Ich wünsche mir eine höhere Akzeptanz und Anerkennung des Pflegeberufes – auch finanziell, eine höhere Akademisierung der Pflege, weil ich glaube, dass sich dadurch berufspolitische Entwicklungen schneller durchsetzen, und natürlich wünsche ich mir, dass sich wieder mehr junge Menschen für diesen wichtigen Beruf entscheiden.
Alle Informationen zum Pflegeberuf finden Sie auf der Homepage www.herz-plus-ostalb.de.
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