Nr. 472 vom 05.10.2022
Zukunftsforum Energie bekennt sich zum beschleunigten Ausbau von Erneuerbaren Energien und zum Netzausbau
Landrat Dr. Joachim Bläse zieht Fazit beim 5. KreisentwicklungsDIALOG in Aalen: "Wir sind als Ländlicher Raum bereit, mehr als gesetzlich gefordert zu leisten. Aber wir wollen von Bund und Land im Gegenzug eine Kompensation für unseren Beitrag für die urbanen Zentren in Form von anderen Strukturmaßnahmen!"
Mitte September hatte die Kreisverwaltung zum „Zukunftsforum Energie“ ins Aalener Landratsamt eingeladen. Angesichts der aktuellen Energiekrise ging es bei diesem fachlichen Austausch mit Teilnehmenden aus Wirtschaft, Politik und Kommunen um Fragen der zukunftsfähigen und sicheren Energieversorgung und -verteilung. Landrat Dr. Joachim Bläse legt jetzt ein Positionspapier vor, das zeigt, wie sich der Ostalbkreis hinsichtlich Erneuerbaren Energien und Netzausbau aufstellen muss. Zentrales Ergebnis ist ein Ja zu mehr und schnellerem Ausbau der Kapazitäten im Ostalbkreis, auch über die bundespolitische Vorgabe des sogenannten 2%-Flächenziels hinaus. Dafür erwarten Bläse und die Teilnehmenden des Zukunftsforums aber, dass Bund und Land diese Leistung in Form von anderen Infrastrukturmaßnahmen honorieren.
Das Positionspapier wird der Landrat nun den Kommunen als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage für die Gemeinderäte zur Verfügung stellen. Außerdem wird es in den Kreistag eingebracht. „Mein Ziel ist es, einen Impuls für die politische Diskussion in den Städten und Gemeinden und auf Kreisebene zu setzen. Wir müssen den Ausbau der Erneuerbaren Energien dringend vorantreiben, deshalb halte ich es für unerlässlich, dass auch wir als Ostalbkreis ein politisches Ausrufezeichen setzen“, betont Bläse.
Die aktuellen Fakten lieferten Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes, sowie Vertreter der Netze ODR, des Vereins Erneuerbare Energien Baden-Württemberg, der Viessmann AG, der EURA AG und das Referat für Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Ostalbkreises. Landrat Dr. Bläse fasste die wesentlichen Punkte nach intensiver Diskussion der Teilnehmenden des Zukunftsforums zusammen:
- Der weitere und schnellere Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) in Verbindung mit der Erhöhung der Energieeffizienz bilden das zukünftige Fundament für eine nachhaltige und krisensichere Energieversorgung in Deutschland. Für das angestrebte klimaneutrale Energiesystem in Deutschland, bei welchen eine Verdreifachung der jetzigen Strombereitstellung prognostiziert wird, bedeutet dies mindestens eine Vervielfachung der EE-Stromerzeugung aus Photovoltaik und Onshore-Windkraft um den Faktor 6. Dabei darf auch die regenerative Energieerzeugung aus Biomasse und Wasserkraft nicht aus den Augen verloren werden.
- Der Ostalbkreis hat dabei durch seine bisherige gute Genehmigungspraxis das gesetzlich vorgegebene 2%-Flächenziel für Erneuerbare Energien (Windkraft und Photovoltaik (PV)) bereits erreicht, wird jedoch unabhängig davon im Rahmen der Fortschreibung der Regionalplanung weitere Potenziale auf Grund veränderter gesetzlicher Rahmenbedingen prüfen.
- Obwohl Baden-Württemberg auch in Zukunft ein Stromimportland bleiben wird, fällt dem Ländlichen Raum, also auch dem Ostalbkreis, verstärkt die Aufgabe zu, weitere Flächen für die Erzeugung von Erneuerbaren Energien über das vorgegebene 2%-Ziel hinaus bereit zu stellen. Der Ostalbkreis nimmt diese Aufgabe an, aber nicht zum „Nulltarif“, denn hierbei muss gewährleistet werden, dass diese Leistungen des ländlichen Raums für die urbanen Zentren in Form von anderen Strukturmaßnahmen (z.B. Flächenziele, Mobilitätsinfrastruktur, Verkehr, ÖPNV, Netzausbau, veränderte Netzentgelte) wieder ausreichend kompensiert werden.
- Durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien entsteht eine zusätzliche Konkurrenz für Flächen, die derzeit landwirtschaftlich genutzt werden. Sicherlich werden auch im Ostalbkreis Freiflächen-PV-Anlagen erstellt werden. Aus Sicht der Landwirtschaft gilt es dabei aber zunächst, die vorhandenen Potenziale bei bestehenden Gebäude- und Verkehrsflächen zu nutzen. Der Landkreis unterstützt dabei den Ansatz, möglichst bereits versiegelte Flächen von Privaten und Unternehmen (z.B. entlang von Straßen oder stillgelegte landwirtschaftliche und anderweitige Nutzflächen) in Anspruch zu nehmen. Hier sieht er auch die Wirtschaft mit im Boot, um geeignete Flächen zu identifizieren.
- Zudem sollte die „landwirtschaftliche“ Produktion von Biogas und erneuerbarem Strom in Biogas-KWK-Anlagen, vor allem in Hinblick auf eine Gasmangellage, nicht aus dem Auge verloren werden, da die Wärmewende mitgedacht werden muss.
- Entscheidend für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg ist, dass Süddeutschland durch den stagnierenden deutschlandweiten Netzausbau (Strom / Gas / Wasserstoff) nicht von den verfügbaren Energieströmen abgehängt wird. Daher muss auch im Ostalbkreis der Netzausbau schnell beschleunigt und vereinfacht werden. Hierbei ist zwingend erforderlich, dass der Netzausbau begleitend zum Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangebracht wird, noch besser wäre es, wenn man hierbei „vor die Welle“ kommen könnte, um sicher zu stellen, dass alle Anlagen, die EE-Strom erzeugen, auch zur Einspeisung verlässlich an das Netz angeschlossen werden können. Dies betrifft sowohl die Heranführung von Off-Shore-Windstrom und grünem Wasserstoff aus dem Norden Deutschlands, wie auch die genehmigungsrechtliche Vereinfachung der Verlegung von Erdkabeln, um die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erreichen.
- Im Rahmen der aktuellen Wasserstoffprojekte und -initiativen, an denen der Ostalbkreis als Partner beteiligt ist, gilt es schon jetzt sicherzustellen, dass der Ostalbkreis bzw. die Region Ostwürttemberg an noch zu erstellende H2-Pipelines und Elektrolyseurstandorte verlässlich angebunden wird.
- Entscheidend für die Umsetzung der Energiewende bzw. der Installation von EE-Erzeugungsanlagen ist schließlich die Verfügbarkeit von qualifiziertem Fachpersonal. Der Fachkräftemangel im Handwerk macht sich beim Ausbau der EE zunehmend bemerkbar. Hier gilt es, durch entsprechende Fortbildungs- und Attraktivitätsmaßnahmen vorhandenes Fachpersonal zu binden, neues Personal zu fördern und zu qualifizieren.
Auf Basis dieser inhaltlichen Impulse des 5. KreisentwicklungsDIALOGs hat die Landkreisverwaltung die zentralen Herausforderungen und Gestaltungschancen für den Ostalbkreis definiert und folgendes Zielbild festgehalten:
- Der Ostalbkreis bekennt sich zum Ausbau aller Formen der Erneuerbaren Energien als Basis für eine nachhaltige und krisensichere Energieversorgung in der Zukunft. Mit Blick auf den prognostizierten Strombedarf von Deutschland hat dies zur Folge, dass der erzeugte Anteil von EE-Strom aus Photovoltaik und landgebundener Windkraft sich mindestens versechsfachen muss, was sich dann unmittelbar in der benötigten Anzahl von Windkraft- und PV-Anlagen widerspiegeln wird.
- Der Ostalbkreis anerkennt die besondere Rolle des ländlichen Raums in der Bereitstellung von geeigneten Flächen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, auch über das gesetzlich vorgegebene 2%-Flächenziel hinaus. Mit Blick auf die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit bestätigt der Ostalbkreis, dass beim Ausbau der Erneuerbaren Energien vorrangig die Potenziale der bereits versiegelten Verkehrs- und Siedlungsflächen genutzt werden müssen. Sofern alternative Flächen nicht mehr in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen, wird künftig auch die bislang aktiv landwirtschaftlich genutzte Fläche zum Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Freiflächen-PV benötigt. Der Ostalbkreis fordert zugleich eine faire Kompensation im Rahmen anderer Strukturmaßnahmen (z.B. Flächenziele, Mobilitätsinfrastruktur, Verkehr, ÖPNV, Netzausbau, veränderte Netzentgelte).
- Zur Umsetzung der Energiewende vor Ort sind qualifizierte Fachkräfte im Handwerk notwendig. Der Ostalbkreis sieht hier einen dringenden Handlungsbedarf und beteiligt sich mit seinen Partnern aktiv an Maßnahmen zur Bildung und Bindung, um dem Fachkräftemangel in der Region entgegen zu wirken.
- Bezüglich des Netzausbaus von Leitungstrassen bekräftigt der Ostalbkreis die Forderung nach einem einfacheren und schnelleren Netzausbau, der begleitend zum Ausbau der EE stattfinden muss, um sicher zu stellen, dass der erzeugte EE-Strom auch zuverlässig in das Netz eingespeist werden kann.
- Im Hinblick auf eine zukünftige Wasserstoffinfrastruktur setzt sich der Ostalbkreis jetzt schon aktiv dafür ein, dass die Region von Anfang an an die geplanten H2-Erzeugerstandorte über Pipelines angebunden wird.
Landrat Dr. Bläse abschließend: "Die neue Energiewelt und die angestrebte Klimaneutralität gelingen nur mit der Wirtschaft, der Landwirtschaft und mit den Menschen, die hier im Ostalbkreis leben! Deshalb lade ich die Bürgerinnen und Bürger, die Wirtschaft und die Landwirtschaft zum konstruktiven Dialog ein und rege eine gezielte Prüfung aller verfügbaren Potenziale für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien an."
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