Nr. 220 vom 23.05.2022
Hilfe für den Wald im Klimawandel – Bodenschutzkalkung in einigen Waldgebieten rund um Schwäbisch Gmünd geplant
Die bundesweite Bodenzustandserhebung hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldflächen der vom Menschen verursachten Versauerung der Waldböden entgegenwirkt und die natürlichen Regenerationsprozesse der Böden unterstützt. "Gesunde Waldböden sind eine Grundvoraussetzung für ein vielfältiges Bodenleben und stärken die Bäume in ihrer Vitalität und Widerstandskraft auch gegenüber Trockenheit. Dies wiederum ist unabdingbar, damit die Wälder im Klimawandel die vielen wichtigen Funktionen für uns als Gesellschaft weiterhin erfüllen können, beispielsweise als Erholungs- und Lebensraum, als Kohlenstoffspeicher und Rohstofflieferant oder als Wasserfilter. Beispielsweise beziehen wir den Großteil unseres Trinkwassers im Land aus Quellen in Waldgebieten", erläutert Jens-Olaf Weiher, Leiter der Forst-Außenstelle des Landratsamtes Ostalbkreis in Schwäbisch Gmünd.
Wie die untere Forstbehörde beim Landratsamt Ostalbkreis mitteilt, finden im Juli 2022 Bodenschutzkalkungsmaßnahmen mit dem Helikopter auf insgesamt 540 Hektar Waldfläche auf den Gemarkungen Schwäbisch Gmünd, Mutlangen, Waldstetten und Heubach statt. Je nach Wetterlage wird die Maßnahme rund zwei Wochen in Anspruch nehmen. In dieser Zeit wird in einigen Waldgebieten der Waldzutritt vorübergehend eingeschränkt sein. Die während der Kalkung jeweils gesperrten Waldgebiete sowie der genaue Zeitplan werden rechtzeitig über die Presse bekannt gegeben.
Baden-Württemberg setzt seit rund zehn Jahren Gemische aus natürlichem Dolomitgestein und Holzasche für die Bodenschutzkalkung ein, die entweder mit Hubschraubern ausgebracht oder mittels speziell ausgerüsteter Fahrzeuge vom Boden aus verblasen werden. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial bestehe nicht. In den berührten Waldgebieten müssen während der Ausbringungsarbeiten die Wege für Erholungssuchende kurzfristig gesperrt werden. „Waldbesucherinnen und Waldbesucher sollten die Sperrhinweise beachten, denn es ist mit einem erhöhten LKW-Verkehr aufgrund der Materialanlieferungen sowie mit herabfallendem Kalkstaub aus dem Streukübel des Helikopters zu rechnen.“, betonte Weiher. Schon der nächste Regenschauer werde den Kalkstaub aber in den Boden spülen, wo er auch hin soll.
Die Koordination der Bodenschutzkalkung erfolgt landesweit auf der Basis von Bodenzu¬stands-erhebungen durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württem¬berg (FVA) in Freiburg. „Wir sind dankbar, dass wir mit einigen Kommunalwald-Flächen in der Region in das landesweite Kalkungsprogramm aufgenommen worden sind“, so Weiher. Die Planung vor Ort und vor allem die Abstimmung mit interessierten Waldbesitzenden sei für die jeweils betroffene untere Forstbehörde eine große Herausforderung.
Hintergrundinformationen:
Baden-Württemberg ist bundesweit eines der waldreichsten Länder. Es ist auf einer Fläche von rund 1,4 Millionen Hektar und zu 38 Prozent von Wald bedeckt.
Die zunehmende Industrialisierung insbesondere im 20. Jahrhundert hat den Zustand vieler Waldböden nachhaltig beeinflusst. Säureeinträge aus der Luft in den Boden haben dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu entstanden ist. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort und Lebensraum beeinträchtigt. Die Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können die Waldböden nur zu Teilen selbständig regenerieren. Mit dem Kalkungskonzept der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg soll daher der Bodenzustand als Grundlage für einen Wald mit hoher Biodiversität, der den Herausforderungen des Klimawandels standhält, wieder deutlich verbessert werden.
Weitere Informationen zum Thema Wald finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter www.mlr-bw.de/wald.
Bodenschutzkalkung im Ostalbkreis:
Die Planung und Überwachung der Durchführung übernimmt die untere Forstbehörde des Ostalbkreises. Für die Planung der Bodenschutzkalkung wurden zahlreiche in einem GIS-System erfasste Informationen über den Bodenzustand durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg herangezogen und durch Bodenproben aus den betroffenen Waldflächen ergänzt. Auf diesen Grundlagen werden die Detailplanungen der Kalkungsmaßnahmen erarbeitet. Dabei werden nicht nur die Kalkungsflächen sondern auch die Vorrangflächen für Natur- und Gewässerschutz sowie weitere kalkungsempfindliche Ausschlussbereiche und die geeignete Materialmischung sowie die Art der Ausbringung festgelegt. Auf Grundlage dieser Daten erfolgt die Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserbehörde. Die Kalkungsmaßnahmen werden anschließend zentral von der landesweit zuständigen höheren Forstbehörde, der Abteilung Forstdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg, ausgeschrieben.
Grundsätzlich steht die Teilnahme an einer Waldkalkung allen Waldbesitzarten mit kalkungswürdigen Waldflächen offen. Die Europäische Union fördert die Bodenschutz¬kalkung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer von Waldflächen unter 30 Hektar mit 100 Prozent der entstehenden Nettokosten. Waldbesitzende von Waldflächen über 30 Hektar werden mit 90 Prozent der Nettokosten gefördert.
In Privatwaldgebieten mit zersplittertem Waldbesitz besteht die Herausforderung darin, in jeweils für die Kalkung ausreichend großen zusammenhängenden Waldgebieten von allen betroffenen Waldbesitzenden die Teilnahmebereitschaft zu erhalten.
Weitergehende Informationen sind bei der Forst-Außenstelle in Schwäbisch Gmünd erhältlich.
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