Nr. 66 vom 24.02.2022
Der siebte Runde Tisch Autismus im Ostalbkreis wartete mit einer Reihe von Experten und neuen Ideen auf
Seit 2015 befassen sich Betroffene, Interessierte und Experten beim "Runden Tisch Autismus
im Ostalbkreis" intensiv mit Unterstützungs-, Beratungs- und Informationsmöglichkeiten für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung, deren Umfeld und für diejenigen, die mit ihnen arbeiten. Das gemeinsame Ziel ist es, zu informieren, Kompetenzen zu bündeln und dadurch die Lebensqualität der Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung zu verbessern.
Kürzlich fand der siebte Runde Tisch Autismus statt, an welchem rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Institutionen und Einrichtungen im Ostalbkreis teilnahmen. Alle Teilnehmenden beschäftigen sich in ihrem Arbeitsalltag aus unterschiedlichen Perspektiven mit den Anliegen von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung.
Zu Beginn berichtete Dr. Jorinde Bär, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
-psychotherapie Schwäbisch Gmünd, sehr anschaulich über die Arbeit ihrer Praxis in Schwäbisch Gmünd, in der pro Jahr zwischen 80 und 100 autistische Kinder und deren Eltern von einem multiprofessionellen Team begleitet werden. An lebendigen Beispielen aus der Praxis konkretisierte die ausgewiesene Expertin ihren therapeutischen Ansatz. Angeboten werden u.a. Diagnostik, Einzeltherapie und Gruppenangebote. Kinder und Jugendliche mit Autismus seien eben anders normal. Eine transparente Kommunikation helfe dabei, diese zu verstehen und mit diesen umzugehen.
Monika Enderle, Oberärztin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Ostalb-Klinikum in Aalen, knüpfte in ihren Ausführungen direkt daran an. Als Therapeutin behandelt sie hauptsächlich Erwachsene. Dabei sind immer wieder die in der Psychosomatik behandelten Diagnosen wie z.B. Depressionen eher die Folgeerscheinung von Schwierigkeiten, die Autisten in konkreten Alltagssituationen erleben. Bei einem Verdacht einer bislang nicht diagnostizierten Autismus-Spektrum-Störung bei einem Erwachsenen wird auf eine Spezialambulanz verwiesen, z.B. in Tübingen, Freiburg, München oder Köln, wo Spezialisten mit viel Erfahrung arbeiten. Enderle berichtete, dass subjektiv eine Erstdiagnose im Erwachsenenalter seltener geworden ist, da Autismus meist schon im Kindesalter diagnostiziert wird.
Stefan Bernlöhr berichtete im dritten Teil über die Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störung, die sich in Ellwangen Ende des vergangenen Jahres gegründet hat. Die Resonanz sei so groß, dass sich die Gruppe zwei Mal im Monat treffe, freute sich Stefan Bernlöhr, und verwies auf zahlreiche Vorhaben wie etwa Sozialkompetenz-Trainings. Nicht nur Eltern aus Ellwangen, sondern aus der ganzen Region sind eingeladen, Teil der Gruppe zu werden.
Auch das DRK Schwäbisch Gmünd und die St. Canisius Beratungsstelle planen die Einrichtung einer Selbsthilfegruppe für Eltern. "Es ist wichtig verschiedene Selbsthilfegruppen für unterschiedliche Lebensphasen anzustoßen, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung gut abdecken zu können", untermauerte Dr. Rolf Siedler, Vorsitzender des Regionalverbands Autismus e.V., das Vorhaben.
Den Abschluss bildete die Vorstellung eines inklusiven, integrativen Wohnmodells unter dem Titel "I-Camp", vorgestellt durch Dr. Siedler und Dr. Sandra Palfi-Springer. Da das Thema Wohnen und Arbeit für den Regionalverband auf der Tagesordnung ganz oben stehe, wolle man mit möglichst vielen Interessierten an der Verwirklichung eines innovativen, pfiffigen Wohnmodells arbeiten. Dies soll auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung abgestimmt, aber eben grundsätzlich offen für alle an inklusiven Wohnformen Interessierten sein.
"Der heutige Runde Tisch Autismus war für alle ein Gewinn. Durch die Referenten erhielten die Teilnehmenden viele interessante Informationen. Dies bringt alle voran, die Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung und deren Umfeld in allen Lebensphasen und -lagen Unterstützung anbieten", resümierte Landrat Dr. Joachim Bläse die Veranstaltung.
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