Nr. 162 vom 16.04.2021
Ostalbkreis hat 7-Tage-Inzidenz von 200 überschritten
Landrat Dr. Joachim Bläse: "Unser gemeinsames Ziel ist die Öffnung des Einzelhandels und der Gastronomie sowie der Betrieb von Schulen und Kitas. Deshalb müssen wir alles unternehmen, um die Inzidenz zu senken und die Belastung der Kliniken zu reduzieren!"
Die Zielvorgabe ist klar, die Maßnahmen, die helfen, das Ziel zu erreichen, sind bekannt. Nachdem der Ostalbkreis diesen Donnerstag (15. April 2021) die Inzidenz von 200 Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen überschritten hat, ruft Ostalb-Landrat Dr. Joachim Bläse alle Bürgerinnen und Bürger zu einem gemeinsamen Kraftakt auf: "Wir können der Pandemie derzeit nur mit massiven Kontaktbeschränkungen und Abstandhalten, Testen und Impfen begegnen - bitte helfen Sie alle mit, die dritte Corona-Welle, die uns leider momentan überrollt, zu bewältigen!"
Knapp 12.000 Menschen im Kreis seit Pandemiebeginn infiziert
Von Anfang März 2020 bis heute haben sich bereits knapp vier von Hundert Bürgerinnen und Bürgern mit Corona infiziert. Momentan stecken sich täglich zwischen 100 und 200 weitere Menschen an, und dies vorwiegend mit der weitaus ansteckenderen Virus-Variante aus Großbritannien. Rein statistisch betrachtet infiziert aktuell jeder Corona-Positive mehr als eine weitere Person, sodass die Zahlen exponentiell wachsen, also explodieren, wenn nicht gegengesteuert wird.
Kliniken Ostalb sind an ihren Grenzen und verschieben planbare Eingriffe
In den drei Häusern der Kliniken des Ostalbkreises ist die Belastungsgrenze auf den Covid-Stationen greifbar. 57 Patienten sind wegen schwereren Verläufen stationär untergebracht, davon 14 auf der Intensivstation und teils beatmet. Inzwischen liegt das Alter der Patienten zwischen 50 und 70 Jahren. Ein weiterer Anstieg der Infizierten, die stationär aufgenommen werden müssen, wird erwartet.
Landkreis empfiehlt Schulen, nicht in Präsenz-/Wechselunterricht einzusteigen - Land plant für Kitas ebenfalls Schließungen bei Inzidenz über 200
Dass der Ostalbkreis die 200er-Inzidenz erstmalig überschritten hat, wirkt sich auch auf den Schulbetrieb aus. War zunächst vom Land noch geplant, ab dem 19. April wieder Unterricht vor Ort in den Schulen zu ermöglichen, so wird dies im Ostalbkreis wegen der hohen Inzidenz nicht mehr empfohlen. Landrat Dr. Bläse erläutert die Abwägungen, die hinter seiner Empfehlung stehen: "Das Kultusministerium gibt vor, dass in Kreisen, die die Inzidenz von 200 an drei Tagen in Folge überschreiten, der Schulbetrieb im Fernunterricht verbleibt mit Ausnahme der Abschlussklassen, der Sonderpädagogischen Bildungszentren und einer Notbetreuung der Klassen 1 bis 7. Bislang hat der Ostalbkreis die Marke 200 erst an einem Tag überschritten, dass sich der steigende Trend fortsetzt, ist aber zu erwarten. Damit Schulträger, Schulleitungen und auch die Eltern angesichts dieser vielen Unwägbarkeiten verlässlicher planen können, habe ich empfohlen, nächste Woche den Status quo zu belassen, also nicht in die Präsenz und den Wechselunterricht für alle zu starten."
Weniger konkret waren zunächst die Vorgaben des Landes für die Kitas. Wie vom Sozialministerium auf Anfrage mitgeteilt und inzwischen durch eine Information des Kultusministeriums an alle Kita-Träger schriftlich bestätigt, soll in der für das Wochenende angekündigten Neufassung der Landes-Corona-Verordnung auch die Schließung der Kitas bei Überschreitung der 200er-Inzidenz erfolgen.
Bläse will - ebenfalls mit Rücksicht auf die Planungssicherheit für Kita-Träger und Eltern - den Kita-Betrieb allerdings nicht bereits ab kommenden Montag (19. April) einstellen. Sollte der Ostalbkreis tatsächlich auch am Freitag und Samstag dieser Woche die 200er-Inzidenz überschreiten, müssten Kitas frühestens am Mittwoch nächster Woche bis auf eine Notbetreuung schließen. "Wir wissen, wie schwierig das Organisieren einer Kleinkindbetreuung ist, und wollen den Eltern damit ein wenig Spielraum verschaffen", betont der Landrat.
Bürgertestungen werden zunehmend besser angenommen
Ein erfreulicher Zuwachs war in den vergangenen beiden Wochen bei den Stellen zu verzeichnen, die Bürgertestungen anlass- und kostenlos durchführen. Seit Beginn der Tests Anfang März haben sich bereits rund 40.500 Menschen im Kreis testen lassen, 196 davon mit positivem Ergebnis, was einer Positivquote von 0,48 Prozent entspricht. "Zusammen mit den freiwilligen Testangeboten in den Kitas, den Tests in Schulen und bei zunehmend mehr Arbeitgebern wird unser Testnetz immer dichter. Dies wird vor allem dann wichtig, sobald wir bei sinkender Inzidenz hoffentlich bald wieder erste Öffnungen vornehmen können. Denn dafür brauchen wir dann - wie vom Land in seiner Öffnungskonzeption und in unserem Pilotantrag vorgesehen - möglicherweise negative Tests, damit wir die Angebote wahrnehmen dürfen", stellt Bläse in Aussicht.
Luca-App zur Kontaktpersonennachverfolgung ist vorbereitet
Gerade in Zeiten, wenn das öffentliche Leben wieder sehr weit heruntergefahren ist, müssen Vorbereitungen für eine mögliche Öffnung getroffen werden. "Die Kreisverwaltung hat im Hintergrund die Luca-App eingerichtet und Arbeitsabläufe festgelegt. Wir hoffen natürlich, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger die App aufs Handy laden. Gleichzeitig müssen auch weitgehend flächendeckend Einzelhandel, Gastronomie, sonstige Dienstleister und Behörden in ihren Räumen die App-Nutzung vorbereiten, damit im Bedarfsfall positiv Getestete ihre Kontakte über die App dem Gesundheitsamt zur Kontaktnachverfolgung überlassen können. Wir werden in Kürze öffentlich informieren, wie wir uns die Abläufe vorstellen könnten", kündigt Bläse an.
Teams im Aalener Kreisimpfzentrum leisten tolle Arbeit - über 60-Jährige sind ab 19. April generell impfberechtigt
Nach der Durststrecke, die im ersten Quartal beim Impfen herrschte, erhält das KIZ des Ostalbkreises inzwischen mehr Impfstoff. "Das Team um Dezernent Thomas Wagenblast und die ärztlichen Leiter Peter Schmidt und Hariolf Zawadil macht zusammen mit den DRK-Kreisverbänden und dem Malteser Hilfsdienst einen tollen Job", lobt der Landrat. Allein in den letzten zwei Wochen seien dort rund 10.000 Menschen geimpft worden. Auch Behinderteneinrichtungen habe man mittlerweile mit Mobilen Impfteams versorgen können und erste Nachimpfungen in Altenpflegeeinrichten liefen ebenfalls.
"Dank mehrerer Zusatzlieferungen mit Impfstoff fährt unser KIZ inzwischen eine hohe Auslastung. Bis abends 21 Uhr und an auch Wochenenden werden täglich durchschnittlich 800 Menschen geimpft. An einem Tag dieser Woche waren es sogar knapp 1.000 Impfungen", so Bläse, der nach dem Impfgipfel diesen Freitag zuversichtlich ist, die hohe Schlagzahl beibehalten zu können. So hat Minister Manne Lucha auf dem Impfgipfel am heutigen Freitag (16. April) angekündigt, dass Kreisimpfzentren, die gelieferten Impfstoff zügig verimpfen, mit mehr Impfstoff rechnen können. Dies gelte für die Zeit bis Ende Mai, dann geht das Land von einer Zielgröße von 1 Mio. Impfdosen wöchentlich für Baden-Württemberg aus.
Zusätzlich zu den gestiegenen Mengen an Impfstoff, die das KIZ verimpfen könne, freut sich der Landrat über die Zusage des Zentralen Impfzentrums Stuttgart, weitere Zweitimpfungen in Kommunen des Kreises durchzuführen. "Damit bekommen wir über 900 weitere Impfdosen zusätzlich in den Kreis."
Gedenken an die Corona-Toten am 18. April
Alle Anstrengungen zur Pandemiebewältigung zielen darauf ab, die Infektionszahlen niedrig zu halten, schwere Krankheits- oder gar Todesfälle zu vermeiden. Dennoch sind im Ostalbkreis seit Pandemiebeginn 315 Menschen im Zusammenhang mit COVID-19 verstorben. "Diesen Menschen und ihren Angehörigen wollen wir am Sonntag gedenken. Deshalb werden an diesem Tag an all unseren Dienstgebäuden die Flaggen auf Halbmast gesetzt", erklärt Landrat Dr. Bläse. "Lassen Sie uns solidarisch alle erforderlichen Maßnahmen mittragen, damit so wenige Familien wie möglich dieses Leid erfahren müssen!"
Weitere Maßnahmen möglich
Abschließend betont der Landrat, dass er mit dem Führungsteam und dem Krisenstab im Landratsamt täglich die aktuelle Lage abwäge und dabei die Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene im Blick habe. "Das Land hat erklärt, die Regelungen des geplanten Bundesinfektionsschutzgesetzes vorab bereits in seine Corona-Verordnung aufnehmen zu wollen. Dazu gehört voraussichtlich neben der bei uns bereits verhängten Ausgangsbeschränkung zwischen 21 und 5 Uhr eine weitere Beschränkung der Kontakte auf einen Haushalt und nur noch eine weitere Person. Bei weiter steigender Inzidenz wäre dies auch eine der Optionen des Landkreises gewesen. Angedacht sind desweiteren Beschränkungen im Bereich der Religionsausübung. Hier zeichnet sich allerdings eine einvernehmliche Vereinbarung ab."
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