Nr. 16 vom 19.01.2021
Beratungsangebote der Suchthilfe sind in Krisenzeiten wichtiger denn je
Existenzängste, Einsamkeit, beengte Wohnverhältnisse, Lockdown-Phasen und Kontaktbeschränkungen stellen für viele Menschen eine besondere Belastung dar. Der Stress in Partnerschaften und Familien steigt, bisherige Bewältigungsstrategien sind nur eingeschränkt durchführbar. Der Missbrauch von Suchtmitteln und die exzessive Nutzung von Medien haben sich deutlich verstärkt. Die Suchtbeauftragte des Ostalbkreises, Martina Marquardt, macht deshalb auf die Angebotsstruktur im Landkreis aufmerksam, die Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Therapie umfasst.
Bei einer Untersuchung des forsa-Instituts gab rund ein Viertel der Befragten, die bereits bisher mehrmals die Woche Alkohol konsumierten, an, dass sie seit der Pandemie häufiger konsumieren. Jeder neunte Raucher und jeder dritte Gelegenheitsraucher gab an, in Corona Zeiten häufiger zu rauchen. Die Suchthilfeträger im Ostalbkreis beobachten auch in Bezug auf den Konsum von illegalen Drogen sowie der exzessiven Mediennutzung und des pathologischen Glücksspiels einen starken Anstieg. Diese Tatsache stellt auch für die Angehörigen suchtkranker Menschen eine steigende Belastung sowie erhöhten Beratungsbedarf dar.
Im Bereich der illegalen Drogen kommt es zudem phasenweise zu Versorgungslücken auf dem Drogenmarkt. Der entstandene Engpass in der Versorgung mit illegalen psychoaktiven Substanzen führt dazu, dass viele Drogenkonsumierende bedrohlich verlaufende und unbegleitete Entzugssituationen erleben. Die Bundesdrogenbeauftragte, Daniela Ludwig, gibt zu bedenken: "Unbegleiteter Entzug muss verhindert werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Süchtige, die nicht mehr betreut werden, wahllos zu Substanzen greifen, die eine akute Lebensgefahr mit sich bringen."
Rauschmittel und exzessives Nutzungsverhalten stellen in Krisensituationen Entlastung dar. Die große Gefahr dabei ist, dass durch diesen vermehrten Konsum das Risiko einer Abhängigkeit enorm steigt.
Viele Ratsuchende sind in dieser herausfordernden Zeit aus dem Gleichgewicht geraten und die Probleme sind vielschichtiger geworden. Die Suchtbeauftragte des Ostalbkreises, Martina Marquardt, appelliert deshalb an die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises: "Gerade jetzt ist es umso wichtiger, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Wenn Sie merken, dass Ihr Konsum gestiegen ist oder Ihre Angehörige Suchtmittel als Entlastung nutzen, nehmen Sie bitte Kontakt zu unseren Beratungsstellen auf. Bei schwerwiegenden Problemen im Zusammenhang mit Missbrauch und Sucht natürlich erst Recht. Das Beratungsangebot der Suchtberatungsstellen im Ostalbkreis ist grundsätzlich kostenlos, unverbindlich und kann auch anonym erfolgen."
Auch in Zeiten der Pandemie hält die Suchthilfe im Ostalbkreis ihre Angebote aufrecht. Diese finden vor Ort, per Telefon und als Onlineberatung, Chat oder Videokontakte statt. Die Kontaktdaten der Anlaufstellen finden Sie im Flyer "Hilfe bei Suchtproblemen".
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