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Pressemitteilung

Nr. 264 vom 14.06.2022

Biodiversitätstag des Ostalbkreises in Abtsgmünd

Auf Initiative von Landrat Dr. Joachim Bläse trafen sich Vertreter der Ostalb-Kommunen und informierten sich über Möglichkeiten, wie Städte und Gemeinden mit unterschiedlichen Maßnahmen nachhaltig eine Aufwertung der Kulturlandschaft erreichen und gleichzeitig zur Erhaltung der Biodiversität beitragen können. Als Gastgeber fungierte die Gemeinde Abtsgmünd, die einige vorbildliche Projekte im Arten- und Naturschutz präsentierte.

Erste Landesbeamtin und Umweltdezernentin Gabriele Seefried betonte bei ihrer Begrüßung in der Zehntscheuer stellvertretend für den Landrat: "Biodiversität kann dauerhaft nur erhalten werden, wenn alle Akteure in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft dieses Thema zu ihrer eigenen Sache machen. Dabei nehmen auch Sie als Kommunen eine sehr wichtige und richtungsweisende Rolle ein. Der Flächenverbrauch für Gewerbe- und Wohnbauflächen, die Versiegelung, die damit verbunden ist und die Veränderung der Lebensräume haben massive Auswirkungen auf die Biodiversität."

Bürgermeister Armin Kiemel informierte die Teilnehmenden darüber, welchen Mehrwert die Projekte von Abtsgmünd für Mensch, Natur, Vielfalt und Ökologie für die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger haben. So hat sich die Gemeinde mit dem Abtsgmünder Wildblumensommer dem Schwund der Artenvielfalt entgegengestellt und ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Abtsgmünd pflanzt auf 50.000 m2 ein- und mehrjährige Wildblumenwiesen an, die nicht nur die Besucher, sondern vor allem Bienen und andere Insekten freuen, die den Wiesenbewohnern Nahrung, Rückzugsgebiete und Nistmöglichkeiten bieten. Ein Begleitprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen, Führungen, Workshops und Vorträgen rund um das Thema Arten- und Naturschutz rundet das Thema ab.

Abtsgmünd legt aber nicht nur gezielt Wildblumen an, sondern hat dabei auch Zonen für Brut und Überwinterung zum Beispiel durch Totholzhaufen, Steinmauern, Feldgehölze, Wildbienenhotels, Freiflächen oder Brutkästen geschaffen und Gewässerrenaturierungen realisiert. Die Renaturierung des Kochers im Bereich der Leinmündung wurde vom Land Baden-Württemberg umgesetzt und zeigt die Wiederherstellung eines intakten Fließgewässers. Eisvogel und viele andere Tiere sind zurückgekehrt, da Unterholz und Wiesen direkt bis an die Ufer grenzen.

Neben Artenvielfalt und Renaturierung steht in Abtsgmünd außerdem die Vernetzung "wilder Flächen" auf der Agenda. Abtsgmünd übernimmt als sogenannte "Pilotkommune" die Vorreiterrolle für die Umsetzung des landesweiten Biotopverbunds im Ostalbkreis. Ralf Worm, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands, informierte darüber, dass der Biotopverbund ein neues und sehr zentrales Thema innerhalb des Natur-, Landschafts- und Artenschutzes ist, mit dem sich der Ostalbkreis seit Anfang 2021 beschäftigt. Angestoßen durch das Volksbegehren "Rettet die Bienen" nahm das Thema Fahrt auf und mündete im sogenannten Biodiversitätsstärkungsgesetz, das die gesamte Biodiversität im Land erhalten und vor allem verbessern soll.

Deshalb setzt das Biodiversitätsstärkungsgesetz zentral darauf, dass ein räumlich-funktionaler Biotopverbund auf- und ausgebaut werden soll, der bis zum Jahr 2030 15 Prozent der Offenlandfläche umfassen soll. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, braucht das Land die Kommunen als Partner vor Ort. Deshalb wurden über die Landschaftspflegerichtlinie umfangreiche Förderprogramme auf den Weg gebracht, die es den Kommunen ermöglichen, durch ein Planungsbüro eine qualifizierte Biotopverbundplanung erstellen zu lassen. Mit dem Verbundplan kann die jeweilige Kommune dann ihren Verpflichtungen zur Berücksichtigung des Biotopverbunds bei allen öffentlichen Planungen nachkommen. Zudem können für den Eigenanteil auch Ökopunkte generiert werden.

Mittlerweile befinden sich sieben weitere Kommunen aus dem Ostalbkreis im Planungsprozess, darunter die Gemeinden Schechingen und Hüttlingen. Hier kann der Verbund mit Abtsgmünd bereits grenzübergreifend abgestimmt werden. Die Gemeinden Rainau, Bartholomä und Böbingen sowie die Städte Schwäbisch Gmünd und Oberkochen befinden sich ebenfalls in der Bearbeitungsphase für die Biotopverbundplanung und weitere Kommunen haben bereits ihr Interesse bekundet.

Gisela Hägele von der Unteren Naturschutzbehörde stellte das baurechtliche Ökokonto als ein hilfreiches Instrument vor, um die Thematik "Kompensationsmaßnahmen in der Bauleitplanung" zeitlich zu entzerren. Hierdurch haben die Kommunen die Möglichkeit, im Vorgriff auf künftige Bebauungsverfahren Kompensationsmaßnahmen zu planen und umzusetzen, sodass in den jeweiligen Bebauungsplanverfahren auf einfache Art und Weise auf diese Maßnahmen als Ausgleich zurückgegriffen werden kann.

Bettina Seifert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wasserwirtschaft, ging detaillierter auf die Renaturierungsmaßnahmen an Kocher und Lein in Abtsgmünd und die Voraussetzungen für intakte Fließgewässer ein. Diese sind komplexe, sehr artenreiche Ökosysteme, die aktiv zum Abbau von Stoffen beitragen. Unberührte Gewässer weisen eine gute Wasserqualität, natürliche Gewässerstrukturen und biologische Vielfalt auf. Mit der Renaturierung von Fließgewässern wird natürlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen geschaffen. Die Gewässer erhalten Raum für natürliche Entwicklung, indem die Strömungsgeschwindigkeit reduziert, mit der Strömungslenkung die Gewässerdynamik erhöht wird und mittels Kiesablagerungen Ruhezonen geschaffen werden, die dann Laichplätze sind. Durch die Erlebbarkeit der Gewässer entsteht eine höhere Wohn- und Erholungsqualität und ein Ort der intensiven Begegnung von Mensch und Natur.

Das Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Fließgewässern ist aufgrund der zahlreichen Interessen wie Wasserkraftnutzung, Hochwasserschutz, Naturschutz, Erholung und Tourismus, Stadtentwicklung sowie Land- und Forstwirtschaft nicht einfach in Einklang zu bringen. Am Beispiel der Abtsgmünder Reanturierung zeigt sich, dass sich die Energie und der Aufwand dennoch lohnen. Der ökologische Nutzen einer Renaturierung ist Selbstreinigung, Nahrungsquelle, Artenvielfalt in und am Fluss, Lebensqualität, Tourismus und Erholung. Daneben leisten renaturierte Gewässer mit ihren Auen einen Beitrag zur Regulierung von Hochwasser. Natürliche Überschwemmungsgebiete in den Flussauen tragen durch frühes Ausufern in den Auen zur Reduzierung der Fließgeschwindigkeit und somit zur Minderung des Hochwasserrisikos bei.

Anschließend konnten die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen die Renaturierung an der Mündung von Kocher und Lein als auch Wildblumensäume und Streuobstwiesen der Gemeinde Abtsgmünd in Augenschein nehmen und sich vom Mehrwert der Maßnahmen überzeugen.

Besichtigten vor Ort die Kocher-Lein-Renaturierung: Erste Landesbeamtin Seefried (6. v. r.) mit Gastgeber Bürgermeister Kiemel (Bildmitte bzw. 10. v. r.) sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Vertretern der Kommunen und des Landratsamts. ©Gemeinde Abtsgmünd

Besichtigten vor Ort die Kocher-Lein-Renaturierung: Erste Landesbeamtin Seefried (6. v. r.) mit Gastgeber Bürgermeister Kiemel (Bildmitte bzw. 10. v. r.) sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Vertretern der Kommunen und des Landratsamts. ©Gemeinde Abtsgmünd
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