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Pressemitteilung

Nr. 230 vom 24.05.2022

Mehr Rücksichtnahme und Verkehrssicherheit auf Wirtschaftswegen - Landratsamt sensibilisiert für die Belange von Landwirten und Radlern

Die reizvolle Landschaft und die ansprechenden Radwege auf der Ostalb bieten Radsportlern und Alltagsradlern hervorragende Rahmenbedingungen zum Radfahren. Gleichzeitig wird knapp die Hälfte der Fläche des Ostalbkreises landwirtschaftlich genutzt und von den heimischen Landwirten bewirtschaftet. Angesichts des zunehmenden Radverkehrs und der anstehenden Arbeiten auf den Äckern und Feldern auf der Ostalb wendet sich Landrat Dr. Joachim Bläse an die Öffentlichkeit: "Um auf gemeinschaftlich genutzten Wegen für ein gutes Miteinander zu sorgen, rufe ich alle Verkehrsteilnehmer zu einem respektvollen Umgang, zur Einhaltung der Verkehrsregeln und zur gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf."

Das Radnetz im Ostalbkreis hat eine Länge von knapp 1.200 Kilometern und umfasst neben ausgewiesenen Radwegen auch einen hohen Anteil mit Radverkehrsführung im Mischverkehr vor allem im Bereich von Gemeinde- und Kreisstraßen sowie auf Wirtschaftswegen. Durch die Radwegeführung auf Wirtschaftswegen kann der Radverkehr abseits von viel befahrenen Straßen vergleichsweise sicher geführt werden. Insbesondere auf gemeinsam mit der Landwirtschaft genutzten Wirtschaftswegen kann es immer wieder zu konflikthaften oder gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern, Landwirten und Fußgängern kommen.

Vertreter der Kreisverwaltung aus den Bereichen Nachhaltige Mobilität und Straßenverkehr haben sich mit Hubert Kucher, Vorsitzendem des Kreisbauernverbands Ostalb und Klaus Berger, Vorsitzendem des ADFC-Kreisverbands Ostalb im Landratsamt über Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation auf gemeinschaftlich genutzten Wegen ausgetauscht. Alle Seiten waren sich darin einig, dass nur mit einem besseren Verständnis für die Belange der übrigen Verkehrsteilnehmer und gegenseitiger Rücksichtnahme die Verkehrssituation auf gemeinsam genutzten Wirtschafts- und Radwegen verbessert werden kann.

Um Verständnis für die Situation der Landwirte zu wecken, beschrieb Hubert Kucher die Anforderungen an die heutige Landwirtschaft eindrücklich. Der Klimawandel und plötzliche Wetterereignisse ließen beispielsweise Zeitfenster für die Ernte immer weiter schrumpfen, weshalb die Landwirte häufig unter hohem Zeitdruck unterwegs seien, um die Ernte rechtzeitig einzuholen. Auch um einen möglichst effizienten Betrieb der Erntemaschinen zu gewährleisten, müsse das Abfahren beispielsweise von Häckselgut reibungslos und zügig von statten gehen. In seinem eignen Betrieb legt Hubert Kucher Wert darauf, dass trotz aller Hektik bei der Ernte auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen wird. "Ich sensibilisiere auch unter meinen Berufskollegen für die Thematik und rufe dort zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf."

Klaus Berger vom ADFC zeigte großes Interesse für die Arbeitsanforderungen in der Landwirtschaft. Er beschrieb aus Sicht des Radverkehrs die zum Teil einschüchternde Wirkung großer Maschinen auf den schmalen Wegen, vor allem, wenn diese mit hoher Geschwindigkeit unterwegs seien. Er beobachtete, dass viele Radler kein Verständnis zeigten, wenn die Traktoren nicht immer in den Grünstreifen ausweichen könnten. Gerade Freizeitradler seien insbesondere aus sportlichen Gründen oder zur Erholung sehr gerne auf den Wirtschaftswegen unterwegs und wären sich der Belange und dem Arbeitsalltag der Landwirte, die über die Wirtschaftswege ihre Felder bestellen müssen, oftmals gar nicht bewusst. Hier könne mit Informationsmaterialien und durch Aufklärungskampagnen viel für ein besseres Miteinander getan werden.

Gegenseitige Rücksichtnahme bedeutet konkret im Begegnungsverkehr auf schmalen Wegen beispielsweise das Ausweichen an geeigneten Stellen. Heutige Landmaschinen mit Breiten von bis zu drei Metern benötigen oftmals ein Großteil der 3 bis 3,5 Meter breiten Wege. Mit Ausnahmegenehmigung können Maschinen wie beispielsweise Feldhäcksler sogar über drei Meter Breite erreichen. Das Ausweichen dieser schweren Maschinen in angrenzende Wiesen oder das Befahren der Bankette kann dort erhebliche Schäden verursachen. Bei schwer beladenen Kippanhängern oder mit Anbaugeräten wie Mähwerken ist ein Ausweichen in die Bankette zudem für die Fahrzeuglenker und passierende Verkehrsteilnehmer mit Gefahren verbunden, da diese im unebenen Bankett leicht ins Kippen geraten oder Anbaugeräte gefährlich ausschwenken können.

Landwirte sollten wiederum berücksichtigen, dass sich Radler durch den Anblick der großen Maschinen auf den vergleichsweise schmalen Wegen leicht erschrecken lassen können. Im Begegnungsverkehr sollten daher alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Acht geben und sich langsam an ggf. vorhandenen Ausweichstellen, an Abzweigungen oder Feldzufahrten mit ausreichendem Sicherheitsabstand passieren lassen. Im Zweifel sollten eher Radler oder Fußgänger in die Bankette oder angrenzende Wiesen ausweichen, um die schweren und unübersichtlichen Fahrzeuge sicher passieren zu lassen. Hierdurch werden Bankette, angrenzende Blühflächen und Wiesen geschont.

Auch beim Überholen von langsameren Verkehrsteilnehmern wird um gegenseitige Rücksichtnahme und die Einhaltung der gesetzlichen Überholabstände gebeten. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) haben Kraftfahrzeuge beim Überholen von zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektrokleinstfahrzeugen außerorts mindestens einen Seitenabstand von 2 Metern einzuhalten. Kann der Seitenabstand beim Überholen nicht eingehalten werden, darf auch nicht überholt werden. Gleichzeitig regelt die StVO aber auch eine Rücksichtnahme durch die langsameren Verkehrsteilnehmer: "Wer ein langsameres Fahrzeug führt, muss die Geschwindigkeit an geeigneter Stelle ermäßigen, notfalls warten, wenn nur so mehreren unmittelbar folgenden Fahrzeugen das Überholen möglich ist."

Neben Aufklärungskampagnen, die gezielt auf die Belange der jeweiligen Verkehrsteilnehmer eingehen, sind weitere Maßnahmen geplant, um das Miteinander auf gemeinschaftlich genutzten Wegen zu verbessern. An Stellen mit besonders viel Radverkehrsaufkommen und hohem Konfliktpotenzial sollen zukünftig Schilder an den Radwegweisern auf sympathische Weise zur gegenseitigen Rücksichtnahme auffordern: "Rücksicht macht Wege breit". Diese sollen insbesondere auch Radtouristen von außerhalb des Ostalbkreises sensibilisieren, die über die lokalen Medien ansonsten nur schwer zu erreichen wären. Mittelfristig soll geprüft werden, ob durch eine bessere Befestigung der Bankette und die Schaffung zusätzlicher Ausweichstellen, konflikthafte oder gefährliche Stellen entschärft werden können.

Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, Wege zu melden, auf denen es besonders häufig zu Konflikten zwischen Radlern und Landwirten kommt. Diese Informationen sind hilfreich zur Standortwahl der geplanten Schilder. Kritische Stellen und Verbesserungsvorschläge können idealerweise mit Fotos und einer genauen Beschreibung der Örtlichkeit über radverkehr[at]ostalbkreis.de an das Landratsamt Ostalbkreis gemeldet werden.

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Kontakt

Landratsamt Ostalbkreis

Pressestelle
Susanne Dietterle

Stuttgarter Straße 41
73430 Aalen

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Telefax 07361 50358-1312